Zuhause ist, wo deine Mikroben sind

Die Mitglieder einer Familie oder anderen Wohngemeinschaft sorgen für ein ganz charakteristisches Artenspektrum an Keimen, die auf den Oberflächen in den Wohnräumen leben
Corynebakterien sind normale Hautkeime und finden sich auch auf Oberflächen in der Wohnung.
Corynebakterien sind normale Hautkeime und finden sich auch auf Oberflächen in der Wohnung.
© U.S. Centers for Disease Control and Prevention'
Argonne (USA) - Der Körper jedes Menschen ist von einer individuellen Mischung zahlreicher Bakterienarten besiedelt. Dadurch entsteht ein mikrobieller Fingerabdruck, der die zuverlässige Identifizierung einer Person ermöglichen würde. Auch jede Wohnung beherbergt ein einzigartiges Spektrum an Mikroben, das sich den jeweiligen Bewohnern eindeutig zuordnen lässt, berichten jetzt amerikanische Biologen. Die Keime gelangen durch direkten Hautkontakt oder über die Atemluft von den Menschen auf Böden, Tische und andere Oberflächen. Bereits einen Tag nach dem Einzug in ein neues Zuhause ist die mikrobielle Besiedlung der Wohnräume wieder dieselbe wie in der alten Wohnung, schreiben die Forscher im Fachjournal „Science“. Durch eine mikrobiologische Analyse ließe sich sogar feststellen, ob eine bestimmte Person vor kurzen in einer Wohnung gelebt hat oder nicht.

„Wir wollten sämtliche Mikroben auflisten, die in unseren Wohnungen leben, und wollten wissen, wo sie herkommen“, sagt Jack Gilbert vom Argonne National Laboratory. Über einen Zeitraum von sechs Wochen nahm sein Forscherteam Abstriche aus den Wohnungen von sieben Familien. Durch DNA-Analysen der Proben von Türgriffen, Lichtschaltern, Böden und Arbeitsflächen ermittelten die Wissenschaftler das bakterielle Keimspektrum und dessen Veränderungen mit der Zeit. Bei den Bewohnern der Wohnungen – 18 Menschen, drei Hunden und einer Katze – erfassten sie täglich die Keimbesiedlung der Hände, Füße und Nase. Insgesamt werteten sie 1586 Proben aus und identifizierten 22.000 Spezies von Umwelt- oder Körperkeimen.

Die Wohnungen unterschieden sich stark in ihrem jeweiligen Artenspektrum an Mikroben. Dagegen zeigten die Keimarten von den Körpern der gemeinsamen Bewohner große Ähnlichkeiten untereinander und mit den Mikrobenspezies, die sich in ihrer Wohnung angesiedelt hatten. War ein Mitglied einer Wohngemeinschaft einige Tage verreist, äußerte sich das sehr schnell auch in einem veränderten Keimspektrum der Wohnräume. Während der Studiendauer zogen drei Familien um. Schon einen Tag später ähnelte die mikrobielle Signatur der neuen Wohnung der ihres alten Zuhauses. Die Ergebnisse zeigen: Innerhalb einer Wohngemeinschaft kommt es zu einem ständigen Austausch von Keimen zwischen den Menschen untereinander und zwischen Mensch und Umgebung. Verschiedene Aspekte unserer Gesundheit können dadurch beeinflusst werden, welchen Keimen wir im Alltag ständig ausgesetzt sind – auch wenn es sich dabei meist nicht um Krankheitserreger handelt.

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