Zu wenig Salz ist auch nicht gut

Geringe Salzmengen im Urin stehen in Zusammenhang mit höherer Sterblichkeit durch Herz-Kreislaufprobleme
Leuven (Belgien) - Zu wenig Salz kann schädlicher für Herz und Kreislauf sein als zu viel. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen belgische Mediziner nach einer Langzeitstudie mit mehr als 3.500 Teilnehmern. Anhand der über den Urin ausgeschiedenen Salzmengen hatten die Forscher den Salzkonsum der Probanden eingeschätzt und dabei festgestellt: Eine unterdurchschnittliche Salzausscheidung stand in Verbindung mit einem erhöhten Todes-Risiko durch Herz-Kreislauferkrankungen. Bei einer überdurchschnittlichen Salzausscheidung war dies dagegen nicht der Fall. Gängige Empfehlung ist, die Aufnahme von Salz eher gering zu halten, weil dies den Blutdruck senkt und damit Problemen mit Herz und Gefäßen entgegenwirken könnte. Dass dies aber auch tatsächlich vor Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen schützt, kann die Studie nicht bestätigen, die die Mediziner im Fachblatt "JAMA" (Vol. 305(17), S. 1777) vorstellen.

Die Ergebnisse widerlegen nicht, dass es blutdrucksenkende Effekte bei Bluthochdruckpatienten hat, die Salzmenge in der Ernährung zu reduzieren, schreiben Erstautorin Katarzyna Stolarz-Skrzypek von der Universität Leuven und Kollegen. Doch die Mediziner beobachteten, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen mit steigendem Salzgehalt im Urin sank. Stolarz-Skrzypek und Kollegen hatten insgesamt 3.681 Probanden, die zu Beginn der Studie nicht an Herz-Kreislauferkrankungen litten, über einen Zeitraum von durchschnittlich knapp acht Jahren beobachtet. In der Gruppe mit den niedrigsten Werten zählten sie 50 Todesfälle, in der Gruppe mit mittleren Werten 24 und unter denjenigen mit den höchsten Salzwerten lediglich 10. Dies entspricht Sterberaten von 4,1 Prozent, 1,9 Prozent beziehungsweise 0,8 Prozent.

Bei einem Teil der Probanden hatten die Forscher zudem die Entwicklung der Blutdruckwerte untersucht. Salzkonsum hatte dabei offenbar keine übermäßige Auswirkung auf die Entwicklung von Bluthochdruck. Lediglich der systolische Blutdruck - der höhere der beiden Werte, der entsteht, wenn sich das Herz zusammen zieht und das Blut in die Gefäße presst - stieg mit höherer Salzausscheidung an. "Der Zusammenhang zwischen systolischem Blutdruck und Salzausscheidung lässt sich nicht auf eine geringere Sterblichkeit oder verbesserte Überlebenschancen übertragen", fassen die Autoren zusammen. "Ganz im Gegenteil prognostizierte eine geringe Salzausscheidung eine höhere Sterblichkeit durch Herz-Kreislauferkrankungen."

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Quelle: "Fatal and Nonfatal Outcomes, Incidence of Hypertension, and Blood Pressure Changes in Relation to Urinary Sodium Excretion", Katarzyna Stolarz-Skrzypek et al.; JAMA (Vol. 305(17), S. 1777)


 

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