Zu viel Selen könnte schädlich sein
"Die Einnahme von Selen über Nahrungsergänzungsmittel ist inzwischen weit verbreitet, obwohl nicht eindeutig erwiesen ist, dass die Präparate vor Krebs oder chronischen Erkrankungen schützen", sagt Saverio Stranges von der University of Warwick. Er und seine Kollegen werteten Daten einer repräsentativen Stichprobe der erwachsenen Bewohner Großbritanniens aus. Dazu wurden 1042 Probanden im Alter zwischen 19 und 64 Jahren nach ihren Ess- und Trinkgewohnheiten befragt und deren Blutproben analysiert.
Bei den Testpersonen mit den höchsten Blutwerten für Selen (über 1,2 Mikromol pro Liter) war der Gesamtcholesterinspiegel im Vergleich zu den anderen um bis zu acht Prozent erhöht. Der Spiegel an Nicht-HDL-Cholesterin lag bis zu zehn Prozent höher. Ein Zusammenhang mit dem Gehalt an "gutem" HDL-Cholesterin ergab sich dagegen nicht. 48 Prozent der Probanden mit den höchsten Selenwerten gaben an, regelmäßig selenhaltige Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Eine solche zusätzliche Zufuhr von Selen sei derzeit nicht gerechtfertigt, sagt Stranges. Weitere Forschungen müssten zunächst genauer klären, welche negativen und positiven Auswirkungen damit verbunden sind. So ist bereits bekannt, dass hohe Selenkonzentrationen im Blut auch mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden sind. Die Beantwortung der Frage, ob zwischen Selen- und Cholesterinspiegel ein ursächlicher Zusammenhang besteht, erfordere neue Untersuchungen, so die Forscher.
Selen ist ein essenzielles Spurenelement, das in Fisch, Fleisch und einigen pflanzlichen Nahrungsmitteln je nach geographischer Region und Selengehalt der Böden in unterschiedlicher Menge enthalten ist. Selen ist unter anderem Bestandteil des als Antioxidans wirkenden Enzyms Glutathionperoxidase.