Wörterbuch nach 90 Jahren vollendet

Eines der anspruchsvollsten Großprojekte der Assyriologie - ein 21-bändiges Wörterbuch des Assyrischen - ist komplett
Chicago (USA) - Neun Jahrzehnte hat es gedauert, jetzt ist es raus: ein Wörterbuch, das sich mit Sprache und Schrift längst vergangener Zeiten befasst. Beim Entschlüsseln fast 5000 Jahre alter Keilschrifttafeln hilft das "Chicago Assyrian Dictionary" (CAD), erarbeitet und veröffentlicht an der University of Chicago. Es liefert aber auch den Hintergrund zu Geschichte, Gesellschaft und Kultur Mesopotamiens, des legendären Zweistromlandes.

"Das 'Chicago Assyrian Dictionary' ist einer der wichtigsten Beiträge des Chicagoer Oriental Institute für das Verständnis der alten alten Zivilisationen des Nahen Ostens", erklärt Institutsdirektor Gil Stein. "Es ist keine reine Wörterliste. Der Gebrauch der einzelnen Wörter ist eingebettet in die Geschichte Mesopotamiens, seine Gesellschaft, seine Literatur, seine Gesetze und seine Religion. Dadurch wird das CAD zu einem unverzichtbaren Forschungsinstrument für jeden Wissenschaftler, der die schriftlichen Aufzeichnungen der mesopotamischen Zivilisation erforschen will."

Begonnen wurde das ehrgeizige Projekt im Jahr 1921. Ursprünglich sollte es sich ganz dem Assyrischen widmen, doch nahmen die Forscher dann auch das Akkadische, eine noch nicht vollständig erschlossene semitische Sprache, ins Blickfeld. Heute umfasst es Wörter und Textvorkommnisse aus der Zeit zwischen 2500 vor und 100 nach Christus. Insgesamt behandeln die Forscher den Gebrauch von 28.000 Wortformen. Allein der Gebrauch und die einzelnen Bedeutungen des Wortes "umu" (' Tag') nehmen 17 Seiten im Wörterbuch ein, dazu gibt es ganze Dokumente mit Zitaten, zum Beispiel aus dem Gilgamesch-Epos, das mesopotamische Sintflut-Epos.

"Die Menschen jener Zeit schrieben diese Keilschrifttafeln, ohne zu ahnen, dass sie tausende Jahre später gelesen werden würden. Aber sie sprechen zu uns in einer Weise, dass ihre Erfahrungen für uns lebendig werden", so Robert Biggs, ebenfalls vom Oriental Institute Chicago. Mesopotamien bedeckte einst eine Region rund um die Flüsse Euphrat und Tigris in Vorderasien - heute grenzen dort Syrien, der Irak und der Iran aneinander. In der fruchtbaren Landschaft entstanden die ersten Hochkulturen der Menschheit. Das Reich der Assyrer bestand etwa zwischen 1700 und 600 vor Christus. Das Assyrische war Amtssprache und -schrift der Region und wurde auch vor und nach Bestehen des Reiches verwendet

Quelle: University of Cicago, Oriental Institute: http://oi.uchicago.edu/


 

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