Wo die Nordlichter klingen

Erstmals können Forscher Töne aufnehmen und verorten, die vom selben geomagnetischen Effekt verursacht werden wie die Lichterscheinungen
Nordlichter über Quebec, im Vordergrund der Meteoritenkrater Manicouagan, aufgenommen aus dem All von Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS.
Nordlichter über Quebec, im Vordergrund der Meteoritenkrater Manicouagan, aufgenommen aus dem All von Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS.
© NASA, Donald R. Pettit
Helsinki (Finnland) - Ob Polarlichter nicht nur dramatisch bunte Schleier am Himmel formen, sondern manchmal auch hörbare Töne von sich geben, war bislang umstritten. Alte Märchen und einsame Wanderer berichteten davon. Doch nun konnten finnische Forscher sogar messen, wo diese Töne entstehen: relativ dicht am Boden. Nur 70 Meter über der Erde lokalisierten sie die Quelle eines Knackens, das sie im vorigen September mit mehreren Mikrofonen aufgenommen hatten. Es stammt von denselben energetischen Teilchen in der Atmosphäre wie die geomagnetischen Lichtschwankungen selbst, vermuten die Akustikforscher. Sie präsentieren ihre Ergebnisse derzeit auf dem 19th International Congress of Sound and Vibration im litauischen Vilnius. Wie die Töne entstehen, bleibt allerdings unklar.

„Unsere Forschung zeigt, dass Menschen während des Auftretens von Nordlichtern natürliche Geräusche hören, die mit dem Gesehenen zusammenhängen“, erklärt der Unto K. Laine, Professor für Akustik und Signalverarbeitung von der Aalto University, Helsinki. „In der Vergangenheit glaubten Forscher, dass die Nordlichter zu weit entfernt seien, um ihre Töne hören zu können.“ Doch die Sonnenpartikel, die für die Lichterscheinungen in weiter Ferne verantwortlich seien, lösten offenbar auch die Geräusche am Boden aus. Laine und seine Kollegen hatten im vergangenen Herbst drei Mikrofone an einem Ort installiert, der für häufige Nordlichter bekannt ist. Ein Mikrofon war am Boden platziert und registrierte nur direkte Schallwellen, die beiden anderen saßen nebeneinander in geringer Höhe und nahmen sowohl direkten Schall auf als auch solchen, der am Boden reflektiert wurde. Dank dieser Anordnung ließ sich die Quelle des Schalls während der Nordlichter am 9. und 10. September 2011 zurückberechnen: Die knackenden oder gedämpft knallenden Geräusche entstanden in einer Höhe von nur rund 70 Metern. Gleichzeitige geomagnetische Messungen des Finnischen Meteorologischen Instituts bestätigten ein typisches Muster der Nordlichter.

Tatsächlich treten Töne im Zusammenhang mit Nordlichtern nur selten auf. Zudem sind sie so kurz und leise, dass man genau lauschen muss, um sie aus Hintergrundgeräuschen herauszuhören. Neben Knacken und gedämpftem Knall wird auch von einer Art Stottern und Rauschen berichtet. Deshalb vermuten Akustiker, dass hinter ihrem Entstehen unterschiedliche Mechanismen stecken könnten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: “Analysis of clap sounds recorded during the September 9-10 2011 geomagnetic storm”, Unto K. Laine, Vortrag 558 beim 19th International Congress of Sound and Vibration in Vilnius, 8 - 12 July 2012 (www.icsv19.org)


 

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