Wie heiß wird der nächste Sommer?

Ursachensuche für den Jetstream über dem Atlantik bilden ersten Schritt für eine langfristige Wettervorhersage
Schwankungen des Luftdrucks auf Meeresniveau können die Ausbildung von Jetstream-Starkwinden über dem Atlantik beeinflussen.
Schwankungen des Luftdrucks auf Meeresniveau können die Ausbildung von Jetstream-Starkwinden über dem Atlantik beeinflussen.
© R. Hall et al. University of Sheffield
Sheffield (Großbritannien) - Durchwachsen bis schlecht: Trotz einiger Hitzetage im August sind Briten, Deutsche oder Belgier vom Sommer 2016 alles andere als begeistert. Wäre eine Vorhersage des kommenden Sommerwetters bereits einige Monate vorher möglich, könnten Millionen Europäer ihre Sommerziele – nach Skandinavien, an die Ostsee oder doch lieber gen Südeuropa – weiser wählen. Obwohl solche langfristigen Wetterprognosen heute nicht zuverlässig möglich sind, fanden britische Meteorologen einige Faktoren, die langfristige Einflüsse auf den sommerlichen Jetstream über dem Atlantik hatten. Wie sie in der Fachzeitschrift „Climate Dynamics“ berichten, könnte dies ein wichtiger Schritt hin zu derzeit sehr schwierig zu treffenden, saisonalen Vorhersagen darstellen.

„Dynamische Modelle sind heute weitestgehend nicht für saisonale Vorhersagen geeignet“, sagt Richard Hall vom Department of Geography an der University of Sheffield. Doch auf der Grundlage von Langzeitmessungen zwischen 1871 und 2012 - etwa der Temperatur des Oberflächenwassers des Atlantiks oder der Ausdehnung des Arktiseis - entdeckte er mit seinen Kollegen einige Parameter, die sich langfristig auf den sommerlichen Jetstream auswirkten. Diese Starkwindbänder in der Troposphäre einige Kilometer über dem Atlantik zeichnen auch für die Großwetterlage während eines Sommers in West- und Mitteleuropa verantwortlich. Denn je weiter nördlich dieser Jetstream liegt, desto eher kann sich ein Hochdruckgebiet mit warmem und trockenem Wetter über Europa stabilisieren.

Mit ihren Modellen konnten Hall und seine Kollegen ein gutes Drittel der sommerlichen Jetstreams in den vergangenen 60 Jahren aus den jeweiligen Vorjahresdaten rekonstruieren. Langfristigen Einfluss zeigten vor allem die Wassertemperatur an der Oberfläche des Atlantiks, die Schwankungen der Sonneneinstrahlung und die Ausbreitung des arktisches Eisschelfs im jeweils vorangegangenen Herbst. Diese Faktoren hatten statistisch signifikante Auswirkungen auf die Position des sommerlichen Jetstreams und damit auf das europäische Sommerwetter. Die Atlantische Multidekaden-Oszillation, eine zyklisch auftretende Zirkulationsschwankung der Meeresströmungen im Nordatlantik, beeinflusste zudem die Stärke der Jetstream-Winde.

Richard Hall ist sich wohl bewusst, dass eine Jetstream-Vorhersage für nur ein gutes Drittel der vergangenen Sommer keine verlässliche, saisonale Wettervorhersage ermöglicht. Das Problem liegt in der komplexen Dynamik in der Atmosphäre, die sich mit derzeitigen Modellen nur sehr schwierig fassen lässt und von vielen weiteren Störfaktoren beeinflusst wird. Doch sieht er in seiner Arbeit einen allerersten Schritt für saisonale Vorhersagen, da er erste, offenbar wichtige Faktoren für das kommende Sommerwetter identifizieren konnte. Weitere Studien, die etwa den Einfluss des Schneefalls im Februar und die tropischen Niederschläge im Januar betrachten sollen, könnten in nächster Zeit folgen.

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