Wie ältere Menschen E-Mail nutzen

Wer heute um die 75 oder 80 Jahre alt ist, hat in seiner aktiven Berufszeit noch nicht mit E-Mail gearbeitet. Dennoch nutzen viele das Medium heute - vorwiegend wie früher den Brief.
Auch alte Menschen nutzen Computer, Internet und E-Mail. Aber sie wollen nicht jeden Funktionsschnickschnack mitmachen.
Auch alte Menschen nutzen Computer, Internet und E-Mail. Aber sie wollen nicht jeden Funktionsschnickschnack mitmachen.
© Servicio de Información y Noticias Cientificas (SINC)
Barcelona (Spanien) - E-Mail-Programme werden immer raffinierter: Sie erinnern an Termine, sind lernfähig und können unerwünschte Junk-Mail erkennen. Doch für ältere Menschen ist schon das Medium selbst und die Möglichkeit, in Sekundenschnelle eine Nachricht um den Globus zu senden, das reine Wunder. Wie sie damit umgehen, hat jetzt ein spanisches Forscherteam drei Jahre lang erforscht und seine Ergebnisse im "International Journal of Human-Computer Studies" veröffentlicht. Fazit: Alte Menschen nutzen die Hauptfunktionen der Programme und ersetzen quasi den Brief aus Papier.

"Wir wollten verstehen, wie ältere Menschen im Alltag E-Mail nutzen, und zwar in Bezug auf Zugänglichkeit, Häufigkeit, Beziehung zu anderen Technologien und anderen Aktivitäten sowie in Bezug auf Motivationen", erklärt Sergio Sayago von der Universidad Pompeu Fabra in Barcelona. Rund 400 Personen zwischen 64 und 80 Jahren haben Sayago und sein Kollege Josep Blat drei Jahre lang in Gemeindezentren zu ihren E-Mail-Aktivitäten befragt.

Die Haupterkenntnis: Senioren nutzen E-Mail vor allem, um mit ihren Familien in Kotakt zu bleiben. E-Mails an die Angehörigen haben vielfach den Brief ersetzt, wobei die Brief-Gepflogenheiten beibehalten wurden. Diese Mails sind überdurchschnittlich lang und berichten ausführlich und mit Gefühl davon, was die Senioren so machen. "Sie nutzen E-Mails aber nicht, um Kontakt zu Leuten aufzunehmen, die sie nicht kennen", sagt Sayago. "Hierfür haben sie ganz bodenständige Strategien: Sie gehen ins Gemeindezentrum, um dort zu tanzen oder Leute zu treffen." Für Senioren ist es daher nicht wichtig, dass zu E-Mail-Programmen weitere raffinierte Features hinzukommen. Wichtig ist vielmehr, dass die zentralen Funktionen und ihre Nutzung zugänglich und leicht zu merken sind.

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Quelle: "Telling the story of older people e-mailing: An ethnographical study", Sergio Sayago, Josep Blat; International Journal of Human-Computer Studies 68 (1-2): 105-120, Jan-Feb 2010.


 

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