Wie Sperma Aids-Viren transportiert
"Bisherige Gele, die zu den sogenannten Mikrobiziden gehören, richteten sich gegen das Virus selbst. Möglicherweise funktionieren sie nicht so gut, weil sie nicht gleichzeitig die Komponenten im Sperma angreifen, die eine Infektion erleichtern", meint Warner C. Greene. Der Immunologe der Gladstone Institutes in San Francisco sieht die neuen Erkenntnisse als einen großen Durchbruch in der Aids-Bekämpfung: "Wir verstehen jetzt viel besser, wie HI-Viren diese Protein-Strukturen für seine eigene Zwecke missbraucht."
Schon vorher hatten deutsche Forscher entdeckt, dass sich HI-Viren an kleine, positiv geladene Proteinfäden anlagert. Diese helfen dann dem Virus, weiße Blutzellen zu finden, die dessen bevorzugten Ziele sind. Die Forschungsgruppe von Greene hat nun einen zweiten Typ von Proteinfäden gefunden, der diese Eigenschaft ebenfalls hat. "Auch diese positiv geladenen Strukturen ziehen die negativ geladenen Viren an wie ein Magnet", sagt Greene. Die kleinen Fäden würden von einem größeren Protein abstammen und nicht nur den Transport der Viren erleichtern, sondern auch deren Andocken an die Blutzellen. Werden die Protein-Komponenten aus dem Sperma entfernt, vermindert das die Infektions-Fähigkeit der Viren enorm. Auch Männer, denen diese Komponenten durch ein Gen-Defekt fehlen, haben eine verringerte Ansteckungsgefahr.
Durch ihre Entdeckungen sind die Forscher jetzt auch von der natürlichen biologischen Funktion der Proteine fasziniert. Greene meint: "Der Fakt, dass diese Strukturen im Sperma gefunden wurden, könnte auf eine wichtige Rolle in der Befruchtung hinweisen." Seit der Entdeckung vor 30 Jahren sind bereits 25 Millionen Menschen an Aids gestorben. Alleine in den USA sind eine Million Menschen HIV-infiziert, was 34 Milliarden Dollar Gesundheitskosten pro Jahr verursacht.