Wie Schlafmangel Herz und Kreislauf gefährdet

Atmung und Gefäßfunktionen sind nach zwei Nächten wenig Schlaf deutlich beeinträchtigt - ausgedehnter Schlaf wirkt sich dagegen positiv aus
Boston (USA) - Schlafmangel schadet der Gesundheit und steht unter anderem im Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu erhöhen. Hinweise auf zugrundeliegende Mechanismen haben britische Forscher nun in einer kleinen Studie gefunden. Erste Ergebnisse dieser Untersuchungen präsentierten sie auf der Tagung „Experimental Biology 2013“ in Boston. Demnach hat Schlafmangel bereits nach zwei Tagen negative Auswirkungen auf Gefäßsystem und Atmung. Die Elastizität der Gefäße lässt nach und die Atmung entwickelt Anzeichen, die als Vorzeichen einer Schlafapnoe gedeutet werden können.

„Wenn akuter Schlafmangel über einen langen Zeitraum wiederholt auftritt, dann könnte die Gesundheit der Gefäße zunehmend gefährdet werden und letztlich zur Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen führen“, erläuterte Keith Pugh von der University of Birmingham. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte er mit acht gesunden Freiwilligen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren gearbeitet und die Funktionen von Gefäßen und Atmung untersucht, nachdem diese ausreichend sowie zu wenig Schlaf erhalten hatten. Dazu ließen die Forscher die Probanden zunächst zwei Nächte für rund acht Stunden schlafen. In den darauf folgenden drei Nächten beschränkten sie den Schlaf der Testpersonen auf nur noch jeweils vier Stunden.

Das Ergebnis: Die Kontrolle über die Atmung war nach dem Schlafmangel eindeutig beeinträchtigt, was eine Rolle bei der Entwicklung einer Schlafapnoe spielen könnte. Diese wiederum steht im Verdacht, mit Herz-Kreislauferkrankungen zusammenzuhängen. Auch die Gefäße litten nach zwei Nächten wenig Schlaf deutlich. Pugh und seine Kollegen stellten fest, dass sich deren Elastizität im Vergleich zu den Messungen nach acht Stunden Schlaf merklich verringerte. Nach der dritten Nacht verbesserten sich die Werte der Gefäßfunktion wieder auf das Normalmaß, was die Forscher einer Anpassungsreaktion an den akuten Schlafmangel zuschreiben. Tritt ein solcher Schlafentzug jedoch immer wieder auf, nehmen sie an, so könnten Gefäße und Atmung auf Dauer geschädigt werden. Ausgedehnter Schlaf scheint dagegen einen entgegengesetzten Effekt zu haben. In weiteren Versuchen hatten die Wissenschaftler den Probanden fünf Nächte lang jeweils zehn Stunden Schlaf gegönnt. Danach, so zeigten die Testergebnisse, verbesserten sich sowohl Gefäßfunktion als auch Atmung.

Bisher handelt es sich allerdings lediglich um vorläufige Ergebnisse mit einer sehr geringen Probandenzahl, die noch zu prüfen und weiter zu untermauern sind. Dennoch könnten die beobachtete Beeinträchtigung von Gefäßfunktion und Atmung auf einen möglichen Mechanismus hinter dem Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Herz-Kreislauferkrankungen deuten. In weiteren Studien planen Pugh und seine Kollegen, die gefundenen Effekte mit einer größeren Zahl an Probanden näher zu untersuchen. Sie hoffen dabei herauszufinden, wie genau der Schlafmangel Gefäßfunktion und Atmung beeinträchtigt.

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Quelle: „The Effects of Sleep Restriction on the Respiratory and Vascular Control”, Keith Pugh, Shahrad Taheri, George Balanos; Experimental Biology 2013 meeting, Posterpräsentation (B502930.25)


 

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