Wenn's im Regenwald zu nass wird: Tropische Schlechtwetterflüchtlinge

Tropenvögel fliehen vor Sturm und Regen in niedere Regionen, um genügend Futter finden zu können
Wenn es dem Weißkragenpipra (C. altera) zu ungemütlich wird, flüchtet er
Wenn es dem Weißkragenpipra (C. altera) zu ungemütlich wird, flüchtet er
© Chase Mendenhall, Las Cruces, Costa Rica
London (Kanada) - Sturm und Regen können durchaus verleiten, vor dem miesen Wetter in bessere Gefilde zu flüchten. Das denken sich wohl auch manche Vögel im tropischen Regenwald Südamerikas: Einige Weißkragenpipras treten bei tropischen Regenstürmen tatsächlich die Flucht an und ziehen sich aus größeren Höhen in niedrigere Lagen mit ruhigerem Wetter zurück. Das haben kanadische Biologen jetzt bei den sich hauptsächlich von Früchten ernährenden Vögeln beobachtet. Wie die Forscher im Fachblatt "Proceedings B" der Royal Society berichten, untermauern sie damit eine Hypothese, die als einen Grund für die Wanderungen manch tropischer Arten widrige Wetterbedingungen vermutet.

"Hier bringen wir einen neuen Mechanismus zur Sprache, der Stürme mit Sterberisiken durch eine Verkürzung der Zeit für die Futtersuche in Zusammenhang bringt, und liefern die ersten Tests dieser Hypothese beim Weißkragenpipra (Corapipo altera), einem kleinen teilweise wandernden Fruchtfresser, der an den Atlantikhängen Costa Ricas brütet", schreiben W. Alice Boyle von der University of Western Ontario und ihre Kollegen. Mit Netzen hatten sich die Biologen in zwei unterschiedlichen Höhenbereichen gleichzeitig auf die Vogeljagd begeben - auf 650 bis 850 Metern sowie in den Niederungen des tropischen Regenwaldes. Sie nahmen Blut- und Urinproben und untersuchten auch, welche Fettreserven die Tiere besaßen.

Die Fangmuster änderten sich mit dem Wetter: Die Ankunft der Höhenflüchtlinge an niedriger gelegeneren Plätzen stand in zeitlichem Zusammenhang mit den Einsetzen von Stürmen. Anhand der genommenen Proben stellten die Biologen außerdem fest, dass Bewohner, die es in größeren Höhen aushielten, mehr unter den Einflüssen des schlechten Wetters litten als die Wetterflüchtlinge. Bei extrem schlechtem Wetter haben Fruchtfresser weniger Gelegenheit zur Futtersuche. Da Früchte keine optimale Energiequelle darstellen, müssen die Vögel aber jede Möglichkeit zur Suche nutzen. Diese mit dem Wetter zusammenhängenden Risiken können daher bei Arten, die eine hohe Nahrungsaufnahme benötigen, bestimmte Wanderungsbewegungen erklären. Das Wetter könnte daher mit hoher Wahrscheinlichkeit eine zentrale Ursache darstellen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Storms drive altitudinal migration in a tropical bird", W. Alice Boyle et al.; Proceedings of the Royal Society B (doi:10.1098/rspb.2010.0344)


 

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