Wenn Kinder nur mal am Weinchen nippen
„Wir wollen gar nicht versuchen, zu sagen, ob es in Ordnung ist oder nicht, wenn Eltern das erlauben“, erläutert Kristina Jackson vom Center for Alcohol and Addiction Studies an der Brown University. Dennoch gibt sie zu bedenken, dass die kleinen Kostproben für Kinder keine eindeutige Nachricht darstellten: „In diesem Alter könnten manche Kinder Schwierigkeiten haben, den Unterschied zwischen einem Schlückchen Wein und einem ganzen Bier zu verstehen.“ Die Forscher hatten Daten von 561 Jungen und Mädchen ausgewertet, die an einer internetbasierten Studie zum Thema früher Kontakt mit Alkohol teilgenommen hatten. Die erste Befragung fand in der sechsten Klasse, im Alter von etwa elf Jahren statt. Im Laufe von rund drei Jahren – bis zur neunten Klasse – beantworteten die Teilnehmer mehrfach jährlich detaillierte Fragen rund um das Thema Alkoholkonsum. Darunter waren zum Beispiel Angaben darüber, ob beziehungsweise in welchem Alter sie schon einmal Alkohol probiert hatten, um welche Sorte Alkohol es sich handelte, und ob und von wem sie ihn angeboten bekommen hatten.
Im Detail zeigte sich: Bei Jugendlichen, die bis zu einem Alter von etwa elf Jahren an Alkohol nippen durften, war das Risiko, sich drei Jahre später auch mal ein ganzes Glas oder sogar mehr zu genehmigen, deutlich höher als bei Altergenossen, die nicht genippt hatten: 26 Prozent verglichen mit 5,5 Prozent. Auch die Wahrscheinlichkeit, betrunken zu sein oder an einem Besäufnis beteiligt zu sein, war eindeutig erhöht: 8,9 Prozent von denjenigen, die genippt hatten, gegenüber 1,8 Prozent derjenigen, die nicht genippt hatten. Auch wenn die Forscher andere mögliche Einflussfaktoren wie Alkoholkonsum der Eltern oder die Impulsivität der Kinder in die Berechnungen einbezogen, blieb dieser Zusammenhang stabil. Am häufigsten hatten Kinder der Erhebung zufolge übrigens bei Mutter oder Vater kosten dürfen und zwar in den meisten Fällen Bier oder Wein beziehungsweise Sekt.
Sollten Eltern ihrem Kind bereits erlaubt haben, Wein oder Bier zu kosten, sollten sie aber nicht gleich in Panik verfallen. „Wir sagen nicht, dass Ihr Kind dann dem Untergang geweiht ist“, beruhigt Jackson. Sie meint allerdings, dass die Ergebnisse untermauern, wie wichtig es ist, Kindern klare und konsequente Aussagen zum Thema Trinken zu geben. Außerdem solle man sicherstellen, dass Alkoholika im Haushalt nicht zugänglich sind.
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