Wenn Alzheimer einfach und sicher voraussagbar wäre ...
„Unsere Forschung bestätigt, dass es ein großes öffentliches Interesse an prädiktiven Tests für die Alzheimer-Krankheit gibt“, sagt Meera Sheffrin von der Stanford University. Schon heute stehen diagnostische Verfahren zur Verfügung, die eine Aussage über das Risiko einer Alzheimer-Demenz erlauben. Dazu zählt der Nachweis des Apolipoprotein E4-Gens (ApoE4), eine Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit sowie die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zum Nachweis von Plaques im Gehirn. Diese aufwendigen Methoden werden derzeit aber nur zu Forschungszwecken eingesetzt. Einen einfachen Bluttest mit eindeutigem Ergebnis gibt es noch nicht.Für ihre Studie wählten Sheffrin und ihre Kollegen 874 Teilnehmer einer größeren nationalen Langzeitstudie aus. Die Männer und Frauen waren älter als 64 Jahre und durchschnittlich 74 Jahre alt. Sie beantworteten zum einen die Frage, ob sie einem Test zustimmen würden, der ihnen zuverlässig über eine zukünftige Alzheimer-Erkrankung Auskunft gäbe. Zum anderen sollten die Probanden erklären, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie bei einem positiven Testergebnis eine Patientenverfügung oder ein Testament anfertigen würden, um Ärzte und Familienmitglieder über die gewünschte Behandlung im Krankheitsfall zu informieren. Zusätzlich machten die Teilnehmer Angaben zu ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit und schätzten ihr subjektives Demenzrisiko ein.
Erstaunlicherweise äußerten – unabhängig von dieser Selbsteinschätzung und unabhängig von Gesundheitsstatus und Bildungsstand – 75 Prozent Interesse an einem Alzheimer-Test. Von den über 74-Jährigen waren im Schnitt etwas weniger daran interessiert. Kaum jemand würde die schlimme Diagnose für sich behalten: 87 Prozent erklärten, dass sie mit ihren engsten Bezugspersonen darüber reden würden. Und für 81 Prozent wäre ein positives Ergebnis ein Grund, um eine erneuerte oder erstmals verfasste Patientenverfügung zu hinterlegen. Möglicherweise hätte sich ein wenn auch nur geringfügig niedrigerer Prozentwert von Testwilligen ergeben, wenn alle Befragten zuvor ausdrücklich darüber informiert worden wären, dass es derzeit keine Therapie der Demenz gibt, vermuten die Autoren.
Anderen Umfragen zufolge glauben viele Menschen, dass sich das Krankheitsrisiko durch Vitamine, Naturheilmittel und körperliche Aktivität senken ließe. Einige mögen auch darauf hoffen, dass es schon bald wirksame Therapien geben wird, so dass ein frühzeitiger positiver Befund einen größeren Behandlungserfolg ermöglichen könnte. Eventuelle Nachteile einer voraussagenden Diagnose wie verstärkte Angstgefühle oder Diskriminierung scheinen offenbar keine große Rolle zu spielen. Dagegen wird es eher als Vorteil empfunden, mehr Zeit zu haben, um noch vor Beginn der ersten Krankheitssymptome die eigene Behandlung, aber auch finanzielle und andere Angelegenheiten regeln zu können.
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