Warum nicht alle Chilischoten scharf sind

Die Produktion des scharfen Inhaltsstoffs ist für Wildpflanzen in trockenen Gebieten von Nachteil
Verschiedene Reifestadien von Chilischoten
Verschiedene Reifestadien von Chilischoten
© Scott Bauer, United States Department of Agriculture
Seattle (USA) - Durch die Schärfe in Chilischoten schützt die Pflanze ihre Samen vor Pilzbefall und Fraßschäden. Jetzt haben amerikanische Biologen eine Erklärung dafür gefunden, warum nicht alle wild wachsenden Chilipflanzen scharfe Schoten entwickeln. Demnach ist die Produktion von Capsaicin, das Schädlinge abwehrt und die Schärfe im Mund erzeugt, auch mit einem Nachteil verbunden. Die Schutzmaßnahme zahlt sich nur bei ausreichender Wasserversorgung aus. Bei Trockenheit dagegen leiden diese Pflanzen stärker unter Wassermangel und bilden weniger Samen als diejenigen, deren Schoten kaum Capsaicin enthalten. Je nach Wasserverfügbarkeit überwiegt daher an einem natürlichen Standort der eine oder der andere Pflanzentyp, schreiben die Forscher im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B".

"Bei Wassermangel bezahlen die 'scharfen Pflanzen' ihren Schutz vor Fusarium-Pilzen mit einem Teil ihrer biologischen Fitness", sagt David Haak, Hauptautor des Forscherteams von Joshua Tewksbury von der University of Washington in Seattle. Die Biologen untersuchten die wild wachsende Chilipflanze Capsicum chacoense an zwölf Standorten in Bolivien. Im trockenen Nordosten des Landes produzieren nur 15 bis 20 Prozent der Pflanzen Capsaicin in ihren Schoten. Dieser Anteil nahm in Richtung Südwesten mit zunehmend feuchtem Klima zu und erreichte schließlich 100 Prozent. Versuche in Gewächshäusern zeigten, dass beide Typen von Pflanzen bei ausreichender Bewässerung gleiche Mengen an Samen bildeten. Bei Wassermangel jedoch war die Samenzahl in den scharfen Schoten nur noch halb so groß wie in den anderen.

Die Forscher konnten dieses Ergebnis mit der unterschiedlichen Dichte an Spaltöffnungen auf der Unterseite der Blätter erklären. Offenbar ist das Merkmal der Capsaicin-Produktion gekoppelt mit einer erhöhten Zahl dieser Poren und hat deshalb einen stärkeren Wasserverlust bei Trockenheit zur Folge. Bei Wassermangel sind also jene Pflanzen im Vorteil, die zwar kein Capsaicin produzieren, dafür aber weniger Spaltöffnungen besitzen. Diese Pflanzen profitieren außerdem davon, dass bei Trockenheit generell auch die Gefahr eines Pilzbefalls sinkt, so dass sich der geringere Infektionsschutz nicht zu stark auswirkt.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Why are not all chilies hot? A trade-off limits pungency", David C. Haak et al.; Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2011.2091


 

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