Warum die Schlafbeere beim Schlafen hilft

Die Blätter einer ayurvedischen Heilpflanze enthalten eine Substanz, die das Einschlafen erleichtert und die Schlafdauer verlängert, ohne die Schlafqualität zu verringern
Präparate aus der Schlafbeere (Withania somnifera) werden in der ayurvedischen Medizin nicht nur bei Schlafstörungen eingesetzt.
Präparate aus der Schlafbeere (Withania somnifera) werden in der ayurvedischen Medizin nicht nur bei Schlafstörungen eingesetzt.
© University of Tsukuba
Tsukuba (Japan) - Die Schlafbeere ist eine Heilpflanze, die in der indischen Ayurveda-Medizin verwendet wird. Extrakte aus Blättern und Wurzeln sollen bei Schlafstörungen helfen, aber auch gegen Entzündungen und Stress wirksam sein. Jetzt haben japanische Forscher zum einen die schlaffördernde Wirkung des Pflanzenextrakts in Tierversuchen bestätigt. Zum anderen ist es ihnen gelungen, den dafür verantwortlichen Inhaltsstoff zu identifizieren. Es handelt sich dabei um die relativ einfache chemische Verbindung Triethylenglycol (TEG), die bisher noch nicht medizinisch eingesetzt worden ist. Die Einnahme der synthetisierten Reinsubstanz beschleunigte bei Mäusen das Einschlafen und verlängerte die Schlafdauer, ohne die Schlafqualität zu verschlechtern. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass der Inhaltsstoff der Schlafbeere schädliche Nebenwirkungen hat oder abhängig macht, wie es die meisten derzeit erhältlichen Schlafmittel tun. Die Unbedenklichkeit von TEG muss allerdings zunächst in klinischen Studien noch endgültig abgeklärt werden, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „PloS One“ einräumen.

„Triethylenglycol wird bisher hauptsächlich für industrielle Zwecke genutzt und über seine biologische Wirkung ist nur wenig bekannt“, schreiben die Forscher um Mahesh Kaushik und Yoshihiro Urade von der University of Tsukuba. Wie die Substanz aus dem Darm ins Blut gelangt, ob sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und wie ihr Wirkmechanismus ist, müsse noch erforscht werden. Die Wissenschaftler stellten zunächst wässrige und alkoholische Extrakte aus den Blättern der Schlafbeere (Withania somnifera) her und testeten ihre Wirkung auf den Schlaf von Mäusen. Dazu verabreichten sie den Tieren vor Beginn der normalen Schlafphase unterschiedliche Mengen davon mit dem Trinkwasser. Den Mäusen waren zuvor Elektroden in Gehirn und Muskeln implantiert worden, so dass der Verlauf ihres Schlafs durch Messung der Hirnströme (EEG) und der elektrischen Muskelaktivität (EMG) analysiert werden konnte.

Es stellte sich heraus, dass der alkoholische Extrakt, der die Hauptmenge der bereits bekannten entzündungshemmenden Wirkstoffe enthielt, keinen Einfluss auf den Schlaf hatte. Doch der wässrige Extrakt verlängerte den Schlaf in Abhängigkeit von der Dosis. Als einen Hauptbestandteil dieses Extraktes identifizierten die Forscher das TEG. Auch die chemisch hergestellte Substanz verkürzte die Einschlafzeit, verlängerte die Phase des sogenannten Non-REM-Schlafs und erhöhte die für den Tiefschlaf typische Delta-Aktivität im EEG. Der mit dem Träumen verbundene REM-Schlaf veränderte sich nur wenig. Insgesamt zeigten die Ergebnisse der Polysomnographie das Muster eines natürlichen Schlafverlaufes. Demnach beeinträchtigt das TEG die Schlafqualität nicht – im Gegensatz zu Schlafmitteln aus der Gruppe der Benzodiazepine. Die Forscher hoffen, dass sich die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit des neu entdeckten pflanzlichen Inhaltsstoffs in klinischen Studien bestätigt, so dass bald eine Alternative zu den derzeit verfügbaren Schlafmitteln zur Verfügung stehen könnte.

In der Gesamtbevölkerung leiden 10 bis 15 Prozent unter Schlafstörungen, bei den älteren Menschen steigt dieser Prozentsatz auf 30 bis 60 Prozent, schreiben die Autoren. Schlafprobleme sind häufig verbunden mit anderen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Herz- und Gefäßkrankheiten.

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