Wales: Gezeitenstrom aus künstlicher Lagune

Riesige Turbinen sollen in einen künstlichen Damm integriert werden und dank Ebbe und Flut 320 Megawatt Leistung erreichen
Gezeitenstrom: Kaplan-Turbinen sollen 14 Stunden am Tag zuverlässig Strom liefern.
Gezeitenstrom: Kaplan-Turbinen sollen 14 Stunden am Tag zuverlässig Strom liefern.
© Tidal Lagoon Swansea Bay
Swansea (Großbritannien) - Bis 2030 muss Großbritannien als EU-Mitglied seinen Kohlendioxidausstoß um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 senken. Dazu setzt der Staat nicht nur auf Kernkraftwerke, Offshore-Windparks und eine höhere Energieeffizienz. Zusätzlich könnten auch sechs Gezeitenkraftwerke an der Westküste bis zu acht Prozent des britischen Strombedarfs klimafreundlich decken. Britische Ingenieure schlagen dazu eine künstliche Lagune vor, in der der hohe Tidenhub für eine lohnenswerte Stromerzeugung genutzt werden soll.

„Auf dem Weg zur kommenden Weltklimakonferenz in Paris können Großbritannien und besonders Wales Antworten auf die größte Herausforderung unserer Zeit geben“, äußert sich Mark Shorrock, Direktor des Unternehmens Tidal Lagoon Swansea Bay, optimistisch. Die ersten Hürden für ein Pilotkraftwerk im walisischen Swansea seien mit der Zustimmung der britischen Regierung genommen. Bis 2019 könnte ein 9,5 Kilometer langer Damm gebaut werden, der eine künstliche Lagune bilden wird. Im Damm sollen dann 16 Kaplan-Turbinen mit verstellbaren Propellerflügeln integriert werden. Diese hätten den Vorteil, den lokalen Tidenhub von bis zu acht Metern sowohl bei auflaufendem als auch bei ablaufendem Wasser für die Stromgewinnung nutzen zu können.

Die Planer gehen davon aus, dass das Gezeitenkraftwerk zuverlässig 14 Stunden am Tag Strom mit bis zu 320 Megawatt Leistung für gut 150.000 Haushalte produzieren kann. Doch trotz einer prognostizierten Betriebszeit von 120 Jahren kalkuliert das Planungsbüro mit hohen Erzeugungskosten von etwa 23 Cent pro Kilowattstunde für das Pilotprojekt. Erst wenn fünf weitere Anlagen bis 2022 realisiert werden, könnten die Kosten auf 15 Cent sinken.

Noch ist die Finanzierung des 1,4 Milliarden Euro teuren Pilotprojekts nicht gesichert. Aber Mark Shorrock rechnet fest mit weiteren Zusagen, sowohl von staatlicher Seite als auch von privaten Investoren. So hält er weiterhin an dem ambitionierten Zeitplan fest, nach dem bereits im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen werden könnte. Bis dahin könnte das Unternehmen die Technik weiter optimieren und die möglichen Auswirkungen des Dammbaus auf die Tier- und Pflanzenwelt ermitteln.

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