Von Grau zu Braun: Klimaveränderung beeinflusst Waldkauz-Gefieder

Eigentlich bietet ein gräuliches helles Federkleid den Raubvögeln einen Überlebensvorteil - aber nur in harten Wintern; in milderen Wintern mit weniger Schnee stellt braunes, dunkleres Gefieder keinen Nachteil mehr dar und kommt zunehmend vor
Der Waldkauz
Der Waldkauz
© Naumann, Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas (Band V, Tafel 6 - Gera, 1899)
Helsinki (Finnland) - Das Klima kann die Evolution unmittelbar beeinflussen. Für diesen naheliegenden Zusammenhang konnten finnische Biologen einen klaren Beweis erbringen: Die Farbgebung des Federkleids finnischer Waldkäuze verändert sich mit dem Klima. In härteren Wintern mit viel Schnee ist die Überlebenschance von Vögeln höher, die eher gräuliches, helleres Gefieder haben. Somit kann diese Färbung eher an die Nachkommen vererbt werden und setzt sich verstärkt durch - was früher der Fall war. In den eher milderen Wintern mit weniger Schnee der vergangenen Jahre aber stellt ein bräunliches, dunkleres Federkleid keinen Nachteil mehr dar, weshalb mittlerweile zunehmend dunklere Waldkäuze auftreten. Diese Beobachtungen schildern die Forscher in Fachblatt "Nature Communications".

"Wir zeigen, dass aufgrund eines Überlebensvorteils eine starke Selektion gegen die braune Ausprägung auftritt, aber nur in schneereichen Wintern", schreiben Patrik Karell von der Universität Helsinki und seine Kollegen. "Als die Bedingungen im Winter in den vergangenen Jahrzehnten milder wurden, verschwand der Selektionsdruck gegen die braune Ausprägung. Demzufolge liefern wir den Beweis, dass der aktuelle Klimawandel die natürliche Selektion in einer Wildtierpopulation verändert und zu einer mikroevolutionären Antwort führt, was die Fähigkeit von Wildtierpopulationen zeigt, sich als Reaktion auf Klimaveränderungen zu entwickeln." Um auf lange Sicht zu überstehen, müssen sich Organismen an Klimaveränderungen anpassen, bisher sei ein durch Klimawandel vorangetriebener Selektionsdruck aber nicht empirisch bei einer wildlebenden Population demonstriert worden, so die Biologen. Die Forscher hatten die Gefiederfarbe des Waldkauzes (Strix aluco), die ein stark vererbtes Merkmal ist, und mögliche Zusammenhänge zum Klimawandel über einen Zeitraum von rund 30 Jahren analysiert.

Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass braune Waldkäuze schlechtere Überlebenschancen im Vergleich zu grauen Artgenossen haben, was sich in einer kürzeren Lebenszeit und niedrigerem Reproduktionserfolg äußerte. Dieser Selektionsdruck gegen die dunklere Farbe hängt aber mit dem Klima zusammen, konnten Karell und seine Kollegen in ihren Analysen zeigen: Die Klimaänderungen ließen die Winter der vergangenen Jahrzehnte deutlich milder werden. Damit verschwand offenbar dieser Selektionsdruck gegen die dunklere Gefiederfarbe und der Anteil brauner Waldkäuze stieg mit der Zeit deutlich an. Damit belegen die Biologen, dass Klimaveränderungen die natürliche Selektion verändern können und damit die Evolution einer Wildtierpopulation entscheidend beeinflussen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Climate change drives microevolution in a wild bird", Patrik Karell et al.; Nature Communications (DOI: 10.1038/ncomms1213)


 

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