Viren oder Bakterien? Art der Atemwegsinfektion per Bluttest erkennbar

Gene in Blutzellen zeigen unterschiedliche Aktivitätsmuster, je nachdem um welche Erreger es sich handelt
Eine spezielle Gen-Signatur in Immunzellen lässt eine Virusinfektion erkennen.
Eine spezielle Gen-Signatur in Immunzellen lässt eine Virusinfektion erkennen.
© Duke Medicine
Durham (USA) - Verschiedene Erregertypen können Infektionen der Atemwege mit ganz ähnlichen Symptomen verursachen. Ein Testverfahren, das virale von bakteriellen Infektionen unterscheiden kann, wäre für die Wahl der richtigen Therapie hilfreich. Einen dazu geeigneten genetischen Bluttest haben amerikanische Mediziner jetzt erstmals erfolgreich bei Patienten eingesetzt. Durch Messung der Aktivität von etwa 30 Genen der weißen Blutkörperchen ist es gelungen, eine Virusinfektion mit hoher Zuverlässigkeit zu diagnostizieren. Ein routinemäßiger Einsatz des Verfahrens könnte dazu beitragen, die unnötige Verordnung von Antibiotika zu verhindern, die gegen Viren wirkungslos sind, schreiben die Forscher im Fachjournal „Science Translational Medicine“. Dadurch blieben viele Patienten von Nebenwirkungen verschont und es würden sich weniger leicht Antibiotika-resistente Darmkeime entwickeln.

„Die derzeit verfügbaren Tests dienen dazu, die Infektion mit einem bekannten Virus zu bestätigen. Unser Test könnte auch ohne Weiteres eingesetzt werden, wenn ein neues, unbekanntes Virus auftaucht“, sagt Geoffrey Ginsburg von der Duke University in Durham, einer der leitenden Forscher des Teams. Der Gentest ist ein indirekter Nachweis einer Virusinfektion. Er beruht darauf, dass die Immunzellen auf Viren anders reagieren als auf Bakterien. Die beiden Erregertypen aktivieren unterschiedliche Gene, was sich in Form verschiedener Gen-Signaturen sichtbar machen lässt. Dazu dienen speziell entwickelte Gen-Chips, mit denen die Forscher gleichzeitig den Aktivitätszustand einer Auswahl von etwa 30 Genen in den Zellen einer Blutprobe analysieren können.

An der Studie beteiligten sich 102 Männer und Frauen, die wegen fiebriger Atemwegsbeschwerden die Notfallstation eines Krankenhauses aufgesucht hatten. Bei 28 Patienten wurde später durch mikrobiologische Standardmethoden eine Virusinfektion, bei 39 eine bakterielle Infektion nachgewiesen. Bei den anderen blieb die Erregersuche ohne Resultat. Die Ergebnisse der Bluttests lagen bereits nach zwölf Stunden vor: Von den Virusinfizierten wurden 89 Prozent richtig identifiziert. Nur in sechs Prozent aller Fälle sprach das Testergebnis fälschlicherweise für eine Virusinfektion. Die Dauer des Nachweisverfahrens lasse sich noch verkürzen und die Zahl der geprüften Gene könne wahrscheinlich weiter verringert werden, sagt Ginsburg. Vor einer breiten Anwendung muss sich die Testmethode zunächst auch in größeren Studien als zuverlässig erweisen.

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