Viele Krebspatienten rauchen nach der Diagnose weiter

Betroffene reduzieren dadurch die Therapiewirkung und ihre Überlebenschancen
Raucher
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© Elmar Ersch
Boston (USA) - Nach der Diagnose rauchen viele Lungen- und Darmkrebspatienten weiter. Doch dieses Verhalten kann die Wirkung von Therapien drastisch reduzieren, warnen jetzt US-Forscher. Dagegen verbessert ein Verzicht auf Tabak nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern erhöht auch die Überlebenschancen erheblich. So gehen die beteiligten Wissenschaftler beispielsweise davon aus, dass sich die Erfolgsaussichten einer Lungenkrebs-Therapie verdoppeln, wenn die Patienten nach der Diagnose auf ihr Laster verzichten. In einem Artikel und einem Kommentar in der Fachzeitschrift „Cancer“ rufen die Mediziner daher die behandelnden Ärzte ebenfalls auf, ihre Patienten noch besser aufzuklären.

„Unsere Ergebnisse können Ärzten helfen, Patienten zu identifizieren, die alleine möglicherweise nicht in der Lage sind, mit dem Rauchen aufzuhören“, meint Elyse R. Park. Die Forscherin vom Massachusetts General Hospital hatte mit ihren Kollegen über 5.000 Lungen- und Darmkrebspatienten während der Therapie begleitet. Sie untersuchten zum Zeitpunkt der Diagnose und fünf Monate danach, wie viele der Betroffenen rauchten. Außerdem erkundigten sie sich, wer überhaupt schon einmal geraucht hatte. Dabei stellte sich heraus, dass dies neun von zehn Lungenkrebs-Patienten und rund 50 Prozent der Kranken mit Darmkrebs waren. Zum Zeitpunkt der Diagnose rauchten fast 40 Prozent der Patienten mit Lungenkrebs und jeder siebte mit Darmkrebs. Fünf Monate später waren es noch rund 14 Prozent mit Lungen- und etwa jeder zehnte mit Darmkrebs.

Verhältnismäßig hörten also wesentlich mehr Lungenkranke mit dem Rauchen auf. Diejenigen aus dieser Gruppe, die weiter zur Zigarette griffen, hatten laut der Studie eine geringere emotionale Unterstützung während der Behandlung. Außerdem war vielen von ihnen gemeinsam, dass sie vorher starke Raucher waren, bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten, einen geringen Body-Mass-Index aufwiesen und sich noch keiner Chemotherapie oder Operation unterzogen hatten. Auch die Unbelehrbaren unter den Darmkrebs-Patienten waren vorher starke Raucher und hatten noch keine Operation. Außerdem waren sie häufig nicht versichert, weniger gut ausgebildet und von männlichem Geschlecht.

Die US-Experten gehen davon aus, dass mindestens 30 Prozent aller Krebstode durch Rauchen verursacht werden. Diese Zahl ist durchaus auch auf Deutschland übertragbar. Neun von zehn Fällen bei Lungenkrebs haben Tabak-Konsum als Ursache. Auch Carolyn Dresler vom Gesundheitsministerium in Arkansas warnt vor den Gefahren des Rauchens. In einem begleitenden Kommentar weist sie auf die kritische Rolle der Ärzte hin, die insbesondere zum Zeitpunkt der Diagnose die Patienten aufklären sollten: „Viele Mediziner wissen das, aber nur wenige tun es“, so Dresler.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "A Snapshot of Smokers After Lung and Colorectal Cancer Diagnosis", Elyse R. Park et al.; Cancer, DOI:10.1002/cncr.26545
"Oncologists Should Intervene", Carolyn M. Dresler; Cancer, DOI:10.1002/cncr.26538


 

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