Viel Knorpel: Dinos mitunter noch größer als gedacht

Auch auf die vermutete Bewegungsweise der Urzeittiere hat die Entdeckung amerikanischer Forscher Auswirkungen
Dinnosaurierknochen besaßen abgerundete Enden mit rauer Oberfläche, die zeigt, wo Blutgefäße große Mengen an Knorpel im Gelenk versorgten
Dinnosaurierknochen besaßen abgerundete Enden mit rauer Oberfläche, die zeigt, wo Blutgefäße große Mengen an Knorpel im Gelenk versorgten
© Casey Holliday, University of Missouri
Columbia (USA) - Manche Dinosaurier waren vermutlich noch ein wenig größer als bislang angenommen. Amerikanische Forscher haben festgestellt, dass bei manchen Arten die Knorpelschicht zwischen den Knochen so massiv war, dass sie sich merklich auf die Größe auswirkte. Berücksichtigten sie den Knorpel in den Berechnungen für die Rekonstruktion der Größe, bedeutete das beispielsweise für die Höhe der Hinterextremitäten eines Brachiosaurus: Sie lag eher bei einem Maß von 3,80 Metern als bei den bisher geschätzten 3,40 Metern. Solche kleinen, aber merklichen Unterschiede könnten sich auch auf die Annahmen über Bewegungsfähigkeit und Laufgeschwindigkeit mancher Dinosaurierarten auswirken, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "PLoS ONE".

"Diese Studie ist bedeutsam, weil sie zeigt, dass Knochen nicht immer für sich selbst sprechen können", erklärt Lawrence Witmer vom Ohio University College of Osteopathic Medicine. "Um zu verstehen, wie sich Dinosaurier bewegt haben, müssen wir die Knochen analysieren, weil sie in deren Körpern waren, einschließlich ihres Knorpels. Die in Museen aufgebauten Dinosaurierknochen reflektieren nicht akkurat, was die Tiere zu Lebzeiten tatsächlich in ihren Körpern hatten, weil die Knorpelkappen gemeinsam mit anderen Weichteilen verloren gegangen sind. Zu wissen, wie viel Knorpel verloren gegangen ist, erlaubt es uns, die Struktur eines lebenden Dinosaurierknochen besser wiederherzustellen, was es uns dann erlaubt, besser zu verstehen, wie Dinosaurier gelebt und wie sie sich bewegt haben." Gemeinsam mit Casey Holliday von der University of Missouri, dem Hauptautor der Studie, und weiteren Kollegen hatte Witmer die Knochen- und Knorpelstruktur heute lebender entfernter Verwandter der Dinosaurier analysiert, darunter die von Straußen und Alligatoren. Sie präparierten die Knochen samt Knorpel und fertigten davon Abgüsse an. Diese verglichen sie dann mit dem Knochen, von dem sie den Knorpel entfernt hatten.

Ohne den Knorpel waren die Knochen um vier bis zehn Prozent kürzer. Aufgrund dieser Ergebnisse schließen die Forscher, dass auch manche Dinosaurier, deren Knochenstruktur Merkmale aufweist, die mit denen von Alligatoren und Straußen vergleichbar sind, eine beträchtliche Menge an Knorpel besaßen und somit größer waren als ursprüngliche Schätzungen annehmen ließen. So sind die Enden der Knochen mancher Dinosaurier rund mit einer rauen Oberfläche, die zeigt, dass dort Blutgefäße große Mengen an Knorpel versorgten. Triceratops und Brachiosaurus zum Beispiel könnten um zehn Prozent oder sogar noch mehr größer gewesen sein. Dies wiederum könnte bedeuten, dass sie sich anders bewegten als bislang angenommen. Doch bei vielen anderen Saurierarten wie beispielsweise Tyrannosaurus rex hat der Knorpel vermutlich nicht so viel ausgemacht. Dennoch könnte auch eine kleine Differenz gerade bei Dinosauriern mit einer gebückten Körperhaltung - wie sie T. rex hatte - bedeuten, dass sie sich langsamer fortbewegten als gedacht.

"Unsere Studie der Gliedmaßen heute lebender Verwandter der Dinosaurier zeigt, dass sie merklich größer waren als ursprünglich geschätzt", fasst Holliday zusammen. "Die Enden der langen Röhrenknochen vieler Dinosaurier, was die Beinknochen wie den Femur oder die Tibia einschließt, sind abgerundet und rau und es fehlen verbindende Strukturen. Das legt nahe, dass sehr dicke Knorpel diese Strukturen bildeten und damit die Gelenke selbst, was bei bestimmten Dinosauriern merklich an Höhe zugefügt hätte."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Cartilaginous Epiphyses in Extant Archosaurs and Their Implications for Reconstructing Limb Function in Dinosaurs", Casey M. Holliday et al.; PLoS ONE ( 5(9): e13120. doi:10.1371/journal.pone.0013120)


 

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