Verletzungen belasten Gesellschaft stärker als bisher gedacht

Ergebnisse einer britischen Studie lassen sich auch auf Deutschland übertragen
Swansea (Großbritannien) - Die gesamtgesellschaftliche Belastung durch Verletzungen ist wesentlich höher, als bisher angenommen wurde. Zu diesem Ergebnis kommen britischen Forscher aufgrund einer Studie, in der sie Daten und Informationen von Patienten mit Angaben von ambulanten und stationären Aufenthalten in Krankenhäusern kombinierten. Die Experten schätzen mit Verletzungen verbundene Beeinträchtigungen des normalen, beschwerdefreien Lebens auf 2,6-mal höher ein als den bisherigen Wert, berichten sie in der Online-Fachpublikation "PLoS Medicine". Außerdem bestätigten sie, dass sich die meisten Unfälle in den eigenen vier Wänden ereignen.

"Obwohl die Studie in Großbritannien durchgeführt wurde, lassen sich die Ergebnisse prinzipiell auch auf andere Länder übertragen", ist sich Ronan Lyons sicher. Außerdem meint der Forscher von der walisischen Swansea University, dass die weltweite Einschätzung der sogenannten DALYs (disease-adjusted life years) ebenfalls korrigiert werden müsste. Dieser in der Medizin, Soziologie und Ökonomie verwendet Begriff gibt an, wie sehr das normale Leben durch einen Faktor - in diesem Fall Verletzungen - beeinträchtigt wird. Laut Lyons würden Verletzungen ein Viertel der globalen DALYs verursachen und nicht ein Sechstel, wie bisher angenommen wurde.

Für ihre Studie analysierten die Forscher Statistiken und Fragebögen der Jahre 2005 bis 2007 aus den vier britischen Städten Swansea, Nottingham, Bristol und Guildford. An der Untersuchung hatten über 1.500 verletzte Menschen im Durchschnittsalter von 37 Jahren teilgenommen. Anhand der ausgewerteten Daten rechnete das Forscherteam die Zahlen für ganz Großbritannien hoch. Demnach verursachen Verletzungen dort auf 100.000 Einwohner übertragen 1.240 Krankenhauseinweisungen, 13.339 ambulante Behandlungen und 36,8 Tote pro Jahr. Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen: "Die bisherigen Antworten von Politik und Forschung auf die Folgen von Verletzungen sind völlig unzureichend, da sie auf veralteten Schätzungen beruhen."

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Quelle: "Measuring the Population Burden of Injuries — Implications for Global and National Estimates: A Multi-centre Prospective UK Longitudinal Study.", Ronan Lyons et al.; PLoS Med, doi:10.1371/journal.pmed.1001140


 

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