Verbrechen in der Nachbarschaft verschlimmert Asthma bei Kindern

US-Studie zeigt: Allein die Kriminalitätsrate in der Umgebung ist ein zentraler Faktor, mit dem sich der Schweregrad der Krankheit bei Kindern vorhersagen lässt
Vancouver (Kanada) - Eine hohe Kriminalitätsrate in der Nachbarschaft kann das Asthma von Kindern verschlimmern. Das beobachteten amerikanische Forscher in einer Studie mit mehr als 500 Kindern und untermauern damit die Vermutung, dass Gewalt und Stress den Schweregrad von Asthma beeinflussen können. Über ihre Untersuchung berichteten die Mediziner jetzt auf der Jahrestagung der Pediatric Academic Societies in Vancouver.

"Unseres Wissens ist diese Studie die erste, die den Einfluss von beidem - wahrgenommener und tatsächlicher Gewalt - auf das Asthma von Kindern auswertet", erläuterte Ruchi S. Gupta vom Children's Memorial Hospital in Chicago. "Basierend auf unseren Ergebnissen scheint es, dass das Risiko schwereren Asthmas besser anhand des tatsächlichen Aufkommens von Gewaltkriminalität abzuschätzen ist als aufgrund der Gewalt, die von den Bezugspersonen wahrgenommen wird." Über einen Zeitraum von 18 Monaten hatten die Forscher insgesamt 561 Kinder aus Chicago im Alter von 8 bis 14 Jahren untersucht, die an Asthma litten. Sie befragten die Bezugspersonen der Kinder nach Stress und wie sehr sie sich Gewalt ausgesetzt fühlten. Außerdem analysierten die Daten der Polizei von Chicago zum Aufkommen von Gewaltverbrechen in den Gegenden, in denen die Kinder lebten.

Von den Kindern litten 41 Prozent an moderatem bis ernstem Asthma, 59 an unregelmäßigen oder milden Beschwerden. Die Wahrscheinlichkeit für die Schwere der Atemwegserkrankung ließ sich anhand der Stressfaktoren abschätzen, stellten die Forscher fest: Nachdem sie andere Faktoren wie Alter, Asthmafälle in der Familie und den sozioökonomischen Status in ihre Berechnungen einbezogen hatten, hatten Kinder, deren Bezugspersonen von hoher Stressbelastung und hohem Aufkommen von Gewaltverbrechen in der Nachbarschaft berichtet hatten, ein beinahe doppelt so hohes Risiko für schwereres Asthma. Für die Einschätzung genügte aber auch die tatsächliche Belastung durch eine hohe Kriminalitätsrate allein, denn diese stand noch eindeutiger mit dem Auftreten ernsteren Asthmas in Zusammenhang.

Tatsächliche Gewalt kann den Krankheitsverlauf einerseits durch erhöhten Stress beeinflussen. Die Forscher halten aber für möglich, dass auch andere Mechanismen eine Rolle spielen. So könnte eine hohe Gewaltrate in der Nachbarschaft etwa repräsentativ stehen für eine Reihe weiterer sozialer Probleme oder einer ärmeren Umgebung, die die Atemwegserkrankung verschlimmern können. Ärzte sollten wenn möglich das soziale Umfeld eines Kindes bei der Behandlung von Asthma berücksichtigen, so Gupta.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "The Association of Violence and Stress with Childhood Asthma Severity", Elizabeth E. Springston, Ruchi S. Gupta et al.; Pediatric Academic Societies (PAS) annual meeting (Präsentation 1160.7)


 

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