Vaterschaft macht Männer fürsorglicher
"Vaterschaft und die Bedürfnisse eines Neugeborenen können viele emotionale, psychische und körperliche Anpassungen erfordern", sagt Erstautor Lee Gettler von der Northwestern University in Evanston. "Unsere Studie legt nahe, dass die Biologie eines Mannes sich erheblich verändern kann, um zu helfen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden." Die Forscher hatten über knapp fünf Jahre hinweg insgesamt 624 junge Männer von den Philippinen beobachtet, die an einer langfristigen Ernährungs- und Gesundheitsstudie teilnahmen. Etwa ein Drittel der Männer ging während dieses Zeitraums eine feste Partnerschaft ein und wurde Vater.
Analysen von Speichelproben zeigten: Junge Männer mit höheren morgendlichen Testosteronwerten hatten bessere Chancen auf eine feste Partnerin, mit der sie Nachwuchs zeugten - ein Hinweis darauf, dass das Sexualhormon hilfreich ist, eine Frau für sich zu gewinnen und als Mutter seiner Kinder zu sichern. Waren diese Männer aber erst einmal Vater geworden, sanken ihre Testosteronwerte um durchschnittlich 26 für den morgendlichen beziehungsweise 34 Prozent für den abendlichen Messwert. Ein solch deutlicher Abfall trat bei keinem der Singlemänner auf. Bei Vätern, die sich mindestens drei Stunden täglich um das Neugeborene kümmerten, war er dagegen besonders stark. Dies bestätigt die Hypothese, dass der unmittelbare Kontakt mit dem Nachwuchs die Testosteronbildung unterdrückt. "Menschen sind unter den Säugetieren dahingehend ungewöhnlich, dass unser Nachwuchs für mehr als ein Jahrzehnt von älteren Individuen abhängig ist, was Nahrung und Schutz anbelangt ", sagt Gettlers Kollege Christopher W. Kuzawa. "Menschlichen Nachwuchs aufzuziehen, ist ein solcher Aufwand, dass Kooperation zwangsläufig notwendig ist und unsere Studie zeigt, dass menschliche Väter biologisch darauf ausgelegt sind, bei diesem Job zu helfen."