Urzeitlicher Speiseplan enthüllt: Ammoniten fraßen Plankton

Aufwändige und detaillierte 3-D-Rekonstruktionen zeigen nicht nur den Fressapparat der urzeitlichen Weichtiere, sondern sogar noch eine letzte Mahlzeit
Rekonstruktion eines letzten Mahles: Bläulich ist ein Krebs und in pink eine Schnecke zu erkennen, die sich zwischen den Kiefern des Ammoniten verfangen haben
Rekonstruktion eines letzten Mahles: Bläulich ist ein Krebs und in pink eine Schnecke zu erkennen, die sich zwischen den Kiefern des Ammoniten verfangen haben
© I. Kruta/MNHN
Paris (Frankreich) - Manche Ammoniten ernährten sich offenbar von Plankton. Eindeutige Hinweise darauf hat ein Team amerikanischer und französischer Forscher bei Vertretern der längst ausgestorbenen Kopffüßer gefunden. In ihren detaillierten 3-D-Rekonstruktionen konnten die Paläontologen nicht nur feststellen, dass die Kiefer- und Wangenpartie von "Baculites" samt Kauwerkzeugen bestens geeignet war für den Verzehr kleiner, frei im Meer treibender Beute - also von Plankton. Im Maul eines Exemplars dieser langgestreckten Ammoniten-Gattung fanden sie außerdem sogar die Rückstände der vermutlich letzten Mahlzeit: Überreste winziger Schneckenlarven und Krebstiere. Über ihre Untersuchungen berichten sie in "Science".

"Ich war erstaunt, als ich die Zähne das erste Mal gesehen und das winzige Planktom im Maul gefunden habe", erzählt Isabelle Kruta vom Muséum National d'Histoire Naturelle in Paris. "Zum ersten Mal konnten wir diese empfindlichen, außerordentlich gut erhaltenen Strukturen beobachten und Informationen über die Ökologie dieser rätselhaften Tiere erhalten." Mithilfe von Röntgen-Mikrotomografie konnten Kruta und ihre Kollegen die Mäuler von drei fossilen Exemplaren der Gattung Baculites in einer so hohen Qualität rekonstruieren, dass Kiefer und Zähne sowie die Radula - eine Art Raspelzunge, die typisch für Mollusken ist - vollständig und bis ins Detail erkennbar waren. Darüber hinaus war im Maul eines der Tiere eine winzige Schnecke sowie drei winzige Krebstiere zu finden. Da dieses fossilisierte Plankton nicht überall an dem versteinerten Tier zu finden war, gehen die Forscher davon aus, dass der Ammonit tatsächlich beim Fressen starb, und nicht davon, dass diese Organismen sich über den Kadaver hergemacht haben.

Bislang konnte über die Lebensweise der Ammoniten eher spekuliert werden. Es gibt keine lebenden Vertreter und auch keine nahen Verwandten dieser Wirbellosen mehr, was die Einschätzung von Ernährung und Rolle dieser urzeitlichen Mollusken in den Nahrungsnetzen der damaligen Ökologie der Meere erschwert. Die Ergebnisse geben auch Aufschluss darüber, warum die Ammoniten vor rund 65 Millionen Jahren gemeinsam mit den Dinosauriern von der Bildfläche ausstarben: Damals verschwand auch ein Großteil des Planktons aus und damit also nach den neuen Erkenntnissen von Kruta und ihren Kollegen eben auch die Hauptnahrungsquelle der Ammoniten.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "The Role of Ammonites in the Mesozoic Marine Food Web Revealed by Jaw Preservation", Isabelle Kruta et al.; Science (Vol. 331, S. 70)


 

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