Urahn aller Pinguine jünger als gedacht

Aktuellste Erbgutanalysen schätzen das Alter des Vorfahren aller lebenden Pinguine auf rund 20 Millionen Jahre – frühere molekularbiologische Studien waren auf ein Alter von 40 bis 50 Millionen Jahren gekommen
Schnäbelnde Königspinguine
Schnäbelnde Königspinguine
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Nathan (Australien) - Der Ursprung der Pinguine liegt offenbar nicht so lange zurück wie bislang gedacht: Der gemeinsame Vorfahre aller heutigen Pinguinarten lebte vor rund 20 Millionen Jahren. Das schließen Forscher aus Australien, Neuseeland und Indien aus umfangreichen Erbgutanalysen, die sie mit bereits vorhanden Daten von Erbgutuntersuchungen und Fossilfunden ergänzten. Die aktuellen Berechnungen kommen damit zu einem Ursprung deutlich neueren Datums als frühere molekularbiologische Analysen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Biology Letters“. Die Schätzungen dazu, wann sich aus dem gemeinsamen Urahn die unterschiedlichen Gattungen der Pinguine abspalteten, legen darüber hinaus nahe: Das Abfallen der Temperaturen in der Antarktis vor schätzungsweise 12 Millionen Jahren könnte die Evolution der Pinguine angetrieben haben.

„Das in dieser Studie geschätzte Alter des Vorfahren aller lebender Pinguine ist um vieles jünger als die Schätzungen aus früheren molekularbiologischen Studien“, schreiben David M. Lambert von der Griffith University in Nathan und seine Kollegen. Diese Schätzungen lagen zum Beispiel bei rund 40 oder sogar rund 50 Millionen Jahren. Evolution und Stammesgeschichte der flugunfähigen Seevögel sind bislang nicht eindeutig geklärt. So kommen etwa molekularbiologische Methoden wie etwa DNA-Analysen zu anderen Ergebnissen als morphologische und paläontologische Ansätze, bei denen das äußere Erscheinungsbild lebender Arten und Fossilfunde als Anhaltspunkte genommen werden.

Um dieser Problematik näher auf den Grund zu gehen, hatte Lambert gemeinsam mit Kollegen aus Neuseeland und Indien Blutproben von elf Pinguinarten gesammelt, die insgesamt sämtliche Gattungen der heute lebenden Pinguine abdeckten. Sie analysierten bestimmte DNA-Sequenzen und ergänzten die daraus entstehenden Daten mit anderen verfügbaren Ergebnissen aus DNA-Untersuchungen. Außerdem glichen sie ihre Berechnungen mit den Altersbestimmungen aus Fossilfunden von Pinguinen ab.

Für den jüngsten gemeinsamen Vorfahren der heutigen Pinguine ergaben die Schätzungen anhand dieses Materials ein Alter zwischen 17 und 23,8 Millionen Jahren, also im Mittel von 20,4 Millionen Jahren. Diese Ergebnissen sind in etwa vergleichbar mit denen aus morphologischen und paläontologischen Studien. Auch die Entwicklung der unterschiedlichen Gattungen aus diesem Urahn ist den Analysen von Lambert und seinen Kollegen zufolge erst deutlich später passiert als bislang aufgrund molekularbiologischer Untersuchungen angenommen. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die meisten der großen Gruppen der heutigen Pinguine sich vor 11 bis 16 Millionen Jahren auseinanderentwickelt haben“, schreiben die Forscher. Dies überschneide sich mit dem Abfallen der Temperaturen in der Antarktis, das vor ungefähr 12 Millionen Jahren begann, und lege einen möglichen Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und der Pinguinevolution nahe.

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