Untypische Mädchen und Jungen werden eher Opfer von Gewalt

Wer nicht rollenkonform ist, erleidet später außerdem häufiger posttraumatische Belastungsstörungen
Wer nicht geschlechtstypisch spielt wird eher missbraucht
Wer nicht geschlechtstypisch spielt wird eher missbraucht
© gemeinfrei, Wikimedia Commons
Boston (USA) - Mädchen und Jungen, die in ihrer Geschlechterrolle nicht so konform sind wie Gleichaltrige, werden eher Opfer physischer, psychischer und sexueller Gewalt. Das fanden US-Forscher in einer Studie mit fast 9.000 Teilnehmern heraus. Die weniger rollenkonformen Kinder hatten außerdem ein erhöhtes Risiko, im jungen Erwachsenalter an einer posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken, wie die Psychologen im Fachblatt „Pediatrics“ berichten.

„Der Missbrauch ging meist von den Eltern oder anderen Erwachsenen zu Hause aus”, sagt Andrea Roberts von der Harvard School of Public Health. “Eltern sollten sich bewusst sein, dass Diskriminierung gegen nicht rollenkonformes Verhalten eines von zehn Kindern betrifft – in einem sehr jungen Alter und mit langfristigen Gesundheitseffekten.“ In ihrer Studie hatte das Forscherteam Daten von Jungen und Mädchen ausgewertet, die 1996 erstmals zu ihrem Gesundheitszustand untersucht worden waren. 2007 luden die Forscher die inzwischen jungen Erwachsenen ein zweites Mal ein und fragten nach ihren damaligen Lieblingsspielzeugen und Freizeitbeschäftigungen. Außerdem wollten sie wissen, welche Vorbilder oder Helden aus den Medien die Kinder gehabt hatten und wie mädchen- oder jungenhaft sie sich selbst fanden. Dann glichen die Psychologen die Daten mit den Informationen zu körperlichen, psychischen und sexuellem Missbrauch der Kinder ab.

Das Ergebnis: Jungen und Mädchen, deren Spielverhalten im Alter von bis zu elf Jahren nicht rollenkonform war, hatten ein erhöhtes Risiko missbraucht zu werden. Bei ihnen kam es außerdem im jungen Erwachsenenalter fast doppelt so häufig zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Warum gerade diese Kinder Zielscheibe von Gewalt werden, wollen die Psychologen nun in weiteren Studien genauer untersuchen. Sie vermuten, dass nicht rollenkonform spielenden Kindern häufiger spätere homosexuelle Tendenzen unterstellt werden – dies könnte ein Grund für Diskriminierung sein. Doch 85 Prozent der untersuchten nicht konformen Kinder in der Studie waren als junge Erwachsene heterosexuell.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Childhood Gender Nonconformity: A Risk Indicator for Childhood Abuse and Posttraumatic Stress in Youth", Andrea L. Roberts et al.; Pediatrics, DOI: 10.1542/peds.2011-1804


 

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