Übersehen: Viele Korallenfische erzeugen rotes Licht

Die bisher für rotblind gehaltenen Fische setzen das rote Leuchten wahrscheinlich als Kommunikationsmittel ein
Der rot fluoreszierende Schleimfisch Enneapterygius pusillus
Der rot fluoreszierende Schleimfisch Enneapterygius pusillus
© Nico K. Michiels et al., BMC Ecology, 2008
Tübingen - In mehr als zehn Meter Wassertiefe herrschen blaugrüne Farbtöne vor. Der rote, langwellige Teil des Sonnenlichts kann das Meerwasser nicht so weit durchdringen und wird schnell absorbiert. Umso erstaunlicher ist eine Entdeckung deutscher Biologen, die bei zahlreichen Arten von Korallenfischen eine selbst erzeugte rote Fluoreszenzstrahlung nachweisen konnten. Die Analyse des Sehvermögens einer rot leuchtenden Zwerggrundel ergab, dass sie fähig ist, die Rotfluoreszenz auch zu erkennen. Vor einem blaugrünen Hintergrund treten rote Farbmuster besonders deutlich hervor. Daher nutzen die Fische möglicherweise das Farbsignal zur Kommunikation auf kurzer Distanz, schreiben die Forscher im Fachjournal "BMC Ecology".

"Eine beträchtliche Anzahl von Korallenfischen hat offenbar komplexe Muster einer auffallenden Rotfluoreszenz entwickelt. Indem sie eine Wellenlänge nutzen, die für die meisten anderen Fische unsichtbar ist, könnten sie ihre visuelle Kommunikation verbessern", erklären Nico Michiels von der Universität Tübingen und seine Kollegen. Der Befund der Biologen widerspricht der gängigen Überzeugung, dass rotes Licht für Meeresfische kaum von Bedeutung ist. In Korallenriffen des Roten Meeres und im Great Barrier Reef fotografierten die Forscher 32 Arten rot fluoreszierender Fische, die 16 verschiedenen Gattungen angehörten. Diese Fische besitzen Pigmente, die rotes Licht ausstrahlen, das auch in größerer Wassertiefe tagsüber gut sichtbar ist - wenn auch nur über eine kurze Entfernung. Andere Fische, die lediglich durch reflektierende, also nicht-fluoreszierende Pigmente rot gefärbt sind, erscheinen in der gleichen Umgebung nur noch grau oder schwarz.

In den meisten Fällen strahlten die Fische Licht im Wellenlängenbereich um 600 Nanometer aus. Es könnte der Partnerfindung oder anderer Formen der Kommunikation zwischen Artgenossen dienen. Typischerweise konzentriert sich das Leuchten auf die Kopfregion, es kann aber auch in einigen Flossen stark ausgeprägt sein. Bei der näher untersuchten Pellucida-Grundel (Eviota pellucida) konnten die Forscher in den Augen Sinneszellen nachweisen, die für die Rotstrahlung empfindlich waren. Zumindest diese Fische können ihr eigenes Leuchten also auch sehen. Die Forscher halten es für möglich, dass die Fische die Stärke der Fluoreszenzstrahlung sogar verändern können, was die Möglichkeit der Kommunikation noch verbessern würde.

BioMed Central
Quelle: "Red fluorescence in reef fish: a novel signaling mechanism?", Nico K. Michiels et al., BMC Ecology, Vol. 8, p. 16 (2008), doi:10.1186/1472-6785-8-16


 

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