Überraschend: Auch Darmhormon senkt Blutzuckerspiegel

Mechanismus entdeckt: Ein vom Zwölffingerdarm gebildetes Hormon wirkt nicht nur Appetit hemmend, sondern verringert auch die Zuckerproduktion in der Leber
Blick in den Zwölffingerdarm
Blick in den Zwölffingerdarm
© Someguy1221, Wikimedia Commons
Toronto (Kanada) - Insulin ist nicht das einzige Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt. Das von Darmzellen freigesetzte Hormon Cholecystokinin (CCK) bewirkt einen ähnlichen Effekt, indem es die Zuckerproduktion in der Leber drosselt, berichten kanadische Forscher. Der Botenstoff wird bei fettreicher Ernährung verstärkt gebildet und aktiviert Nerven im Darm. Von dort aus gehen Nervensignale ins Gehirn und dann zur Leber. Wie bei der Insulinresistenz kann ein Verlust der Wirksamkeit von CCK den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Wie groß die Bedeutung des neu entdeckten Regulationsmechanismus für die Therapie von Diabetes und Fettleibigkeit ist, sollen weitere Experimente klären, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell Metabolism".

"Wir haben erstmals gezeigt, dass Cholecystokinin aus dem Darm Rezeptoren aktiviert, um den Zuckerspiegel zu regulieren. Das geschieht über Nervenbahnen zwischen Darm, Gehirn und Leber", sagt Tony Lam von der University of Toronto. Es war bereits bekannt, dass Zellen der Darmschleimhaut verstärkt CCK freisetzen und dadurch die Nahrungsaufnahme verringern, wenn Fette in den Zwölffingerdarm gelangen. Lam und seine Kollegen stellten nun in Versuchen mit Ratten fest, dass das Hormon noch eine weitere Wirkung hat. Es dockt an Rezeptoren der Darmzellen an und aktiviert so eine Nervenverbindung ins Gehirn. Vom Gehirn aus gehen dann Nervensignale an die Leber, die dafür sorgen, dass weniger Zucker produziert wird.

Bei länger andauernder fettreicher Ernährung von Ratten ließ die Blutzucker senkende Wirkung des Darmhormons nach. Diese Resistenz, so vermuten die Forscher, könnte zusammen mit der Insulinresistenz dazu beitragen, dass sich ein ernährungsbedingter Diabetes entwickelt. Daher wären Medikamente, die die CCK-Rezeptoren im Darm stimulieren, möglicherweise für eine Diabetestherapie geeignet, ohne starke Nebenwirkungen auszulösen. Wahrscheinlich seien Kombinationstherapien besonders effektiv, die die Wirksamkeit von Insulin und CCK gleichzeitig verbessern.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Intestinal Cholecystokinin Controls Glucose Production through a Neuronal Network", Grace W. C. Cheung et al.; Cell Metabolism, Vol. 10, p. 99, 2009, DOI: 10.1016/j.cmet.2009.07.005


 

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