Typische Spuren häuslicher Gewalt

Wer vom Partner misshandelt wird, hat andere Verletzungen als jemand, der Gewaltopfer durch Fremde wird
Das Jochbein (Os zygomaticum) ist bei Opfern häuslicher Gewalt häufiger gebrochen
Das Jochbein (Os zygomaticum) ist bei Opfern häuslicher Gewalt häufiger gebrochen
© Gray's Anatomy: Descriptive and Surgical Theory (1858)
Philadelphia (USA) - Häusliche Gewalt verursacht charakteristische Gesichtsverletzungen: Häufig kommt es durch solche Übergriffe zu komplizierten Brüchen des Jochbeins und zu Hirnverletzungen, ebenso sowie Frakturen der Knochen, welche die Augenhöhle bilden. Bei einem Überfall durch einen Fremden und anderen Formen von Körperverletzungen hingegen sind eher Kieferbrüche festzustellen. Das berichten amerikanische Mediziner nach ihrer Untersuchung mit mehr als 300 Frauen im Fachblatt "Archives of Facial Plastic Surgery". Gemeinsam mit anderen Schlüsselcharakteristika - etwa der Tatsache, dass Opfer häuslicher Gewalt oft erst mit deutlicher Verspätung einen Arzt aufsuchen - könnten diese spezifischen Informationen Ärzten erkennen helfen, dass ein Patient unter dieser Form des Missbrauchs leidet.

"Dass über Gewalt seitens eines intimen Partners wenig berichtet wird, stellt ein Hemmnis dar, bei vielen Opfern angemessen sozial einzuschreiten", schreiben Oneida A. Arosarena von der Temple University School of Medicine in Philadelphia und Kollegen. Die Mediziner hatten medizinische Daten von insgesamt 326 Frauen analysiert, die mit erheblichen Gesichtsverletzungen an einer Universitätsklinik behandelt worden waren. Die Informationen beinhalteten Datum der Verletzung, Datum, an dem medizinische Hilfe gesucht wurde, den Hergang der Verletzung sowie Diagnose und Behandlung.

Insgesamt bestand ein Zusammenhang zwischen Körperverletzung und Kiefer- und komplexen Jochbeinfrakturen ebenso wie mit Rissen und Brüchen der Knochen der Augenhöhle und Hirnverletzungen. "Opfer, die von einem Unbekannten oder Unidentifizierten angegriffen worden waren, hatten mit höherer Wahrscheinlichkeit Kieferbrüche als andere Gewaltopfer", erläutern die Mediziner. Die anderen Verletzungstypen traten dagegen ungewöhnlich häufig bei Opfern häuslicher Gewalt auf. Weitere Indikatoren für diese Art der Gewalteinwirkung waren etwa ein eindeutiger zeitlicher Verzug zwischen Vorfall und Arztbesuch und eine Krankheitsgeschichte mit früheren Verletzungen ähnlicher Art. Die Studie beschränke sich zwar auf die Analyse von Gesichtsverletzungen, zeige jedoch, dass bestimmte Verletzungsmuster sowie bestimmte Verhaltensweisen Ärzten helfen, Opfer häuslicher Gewalt zu identifizieren und ihnen medizinische wie soziale Unterstützung anbieten zu können, so Arosarena und Kollegen.

Archives of Facial Plastic Surgery
Quelle: "Maxillofacial Injuries and Violence Against Women", Oneida A. Arosarena et al.; Archives of Facial Plastic Surgery (Vol.1, S. 48)


 

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