Trotz Sports: Zu viel Fernsehen und Computer in der Freizeit schlagen aufs Herz

Britische Forscher finden Hinweise darauf, dass körperliche Bewegung nicht in der Lage ist, die negativen Auswirkungen langen Sitzens vor dem Bildschirm während der Freizeit zu kompensieren
London (Großbritannien) - Wer große Teile seiner Freizeit vor dem Fernseher oder dem Computer sitzend verbringt, gefährdet ernsthaft seine Herz-Gesundheit. Für sich genommen, mag das nicht großartig überraschend sein, überraschender ist jedoch, was eine Untersuchung britischer Forscher ergeben hat: Womöglich sind die schädlichen Auswirkungen des langen Sitzens kaum oder gar nicht mit Sport auszugleichen. Vor dieser Gefahr warnen sie im "Journal of the American College of Cardiology".

"Es ist alles eine Sache der Gewohnheit", erläutert Emmanuel Stamatakis vom University College London. "Viele von uns haben gelernt, heim zu kommen, den Fernseher anzuschalten und sich hinzusetzen für einige Stunden - das ist bequem und einfach durchzuführen. Doch das zu tun, ist schlecht fürs Herz und für die Gesundheit allgemein. Und in Anbetracht dessen, was wir bisher wissen, werden diese Gesundheitsrisiken nicht durch Bewegung abgeschwächt." Dieses Ergebnis unterstreiche den dringenden Bedarf, Gesundheitsempfehlungen für die Öffentlichkeit auszuweiten, zusätzlich zu Ratschlägen zu mehr körperlicher Aktivität auch Richtlinien für eingeschränkte sitzende Verhaltensweisen in der Freizeit hinzuzufügen.

Stamatakis und Kollegen hatten die Daten von mehr als 4500 Teilnehmern einer schottischen Gesundheitsstudie analysiert. Die vor einem Bildschirm - beim Fernsehen, dem Ansehen von DVDs, Videospielen oder auch am Computer - verbrachte Freizeit, war in einer Befragung durch Selbsteinschätzung der Probanden erfasst worden. Die Forscher schlossen für ihre Berechnungen diejenigen aus, die zu Beginn der Studie bereits unter Herzproblemen litten oder bereits in den ersten zwei Jahren der Untersuchung verstarben. So gingen sie sicher, dass nicht etwa eine schon bestehende Erkrankung zu sitzenden Freizeitbeschäftigungen zwang.

Ihre Daten zeigen: Wer in seiner Freizeit mehr als vier Stunden täglich sitzenden Aktivitäten wie Fernsehen, Video- oder Computerspielen widmet, hat im Vergleich zu jemandem, der weniger als zwei Stunden am Tag solchen Freizeitbeschäftigungen nachgeht, eine mehr als zweimal so hohe Wahrscheinlichkeit, Herzprobleme zu erleiden, die einen Krankenhausaufenthalt erfordern oder tödlich verlaufen. "Menschen, die exzessive Mengen an Zeit vor einem Bildschirm verbrachten - in erster Linie mit Fernsehen - sterben wahrscheinlicher aus jeglichen Gründen und leiden auch häufiger an Herzproblemen", erklärt Stamatakis. "Unsere Analyse legt nahe, dass zwei oder mehr Stunden Bildschirmzeit täglich den Menschen einem größeren Risiko für akute Herzprobleme aussetzen." Dieser beobachtete Zusammenhang bestand unabhängig von anderen Faktoren, die typischerweise einen Einfluss auf die Herz-Gesundheit haben - etwa Rauchen, Bluthochdruck, BMI, sozialer Status und eben auch sportliche Betätigung.

Eine mögliche Rolle spielen dabei etwa Entzündungsprozesse im Körper sowie Prozesse im Fettstoffwechsel, vermuten die Forscher. Der nächste Schritt ist laut Stamatakis, herauszufinden was genau längeres Sitzen im menschlichen Körper bewirkt und ob - und wenn ja, wie - körperliche Betätigung den Konsequenzen nicht doch entgegenwirken könnte.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: American College of Cardiology: Journal of the American College of Cardiology (Ausgabe vom 18. Januar)


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg