Trinkwassernetze: Lecks besser orten mit Druckwellen

In maroden Leitungen können bis zu 40 Prozent des Wassers verloren gehen – Deutsche Wassernetze weisen nur geringe Leckraten auf
Druckwellen-Sensor spürt Leitungslecks auf
Druckwellen-Sensor spürt Leitungslecks auf
© U Sheffield
Sheffield (Großbritannien) - Mehr als ein Drittel des Trinkwassers geht in den teilweise maroden Leitungsnetzen Großbritanniens verloren. Mit einer neuen Druckwellen-Methode wollen nun britische Wissenschaftler die Leckagen im bis zu 170 Jahre alten Netzwerk schneller und genauer aufspüren. Wie sie in der Fachzeitschrift „Journal American Water Works Association“ berichten, könnten die Wasserwerke mit der exakten Ortung der Bruchstellen ihre Leitungsnetze gezielt und damit günstig sanieren.

„Wir können die Lecks nun viel genauer und schneller orten als mit verfügbaren Systemen“, sagt James Shucksmith von der University of Sheffield. Werden Lecks bisher mit empfindlichen Mikrofonen, die die Geräusche von ausströmendem Wasser aufnehmen, mehr oder weniger grob lokalisiert, erreicht die neue Methode eine Ortungsgenauigkeit von bis zu 20 Zentimetern. Dazu schlossen die Forscher ein ausgeklügeltes Ventilsystem an einige Hydranten in der Grafschaft Yorkshire an. Durch das Öffnen und Schließen der Ventile erzeugten sie eine Druckwelle im Wasser, die von den Lecks im Leitungssystem reflektiert wurde. Die daraus resultierenden kleinen Druckschwankungen zeichneten die Wissenschaftler mit Sensoren auf. Kombiniert mit einer Datenanalyse am Computer, bei der die für jede Leitung spezifischen Fließgeschwindigkeiten mit berücksichtigt wurden, konnte auf die Position des Lecks zurückgeschlossen werden.

Die Genauigkeit dieser Methode schwankte allerdings mit dem Material, aus dem die Rohrleitungen bestanden. So könnten Lecks in Eisenleitungen auf etwa einen Meter und in Kunststoffröhren sogar auf bis zu 20 Zentimeter genau geortet werden. Mit diesem Wissen lassen sich nun Reparaturarbeiten, bei denen die Leitungen oft mit Grabungen aufwendig freigelegt werden müssen, gezielter und damit rascher umsetzen.

„Die Reparatur von Leckagen in unseren 31.000 Netzkilometern hat für uns große Priorität“, sagt Allyson Seth vom Wasserversorger in Yorkshire, die von der Ortungsgenauigkeit der neuen Methode begeistert ist. In weiteren Schritten wollen Shucksmith und Kollegen ihr Diagnoseverfahren nun weiter optimieren und vom Prototypen zum kommerziellen Produkt weiter entwickeln.

Können die britischen Entwickler mit großem Interesse von vielen Wasserwerken in Europa, Asien und den USA rechnen, wird der Bedarf für ein neues Diagnoseverfahren in Deutschland eher gering sein. „Mit nur etwa 6,3 Prozent sind die Wasserverluste in deutschen Leitungssystemen eher gering“, sagt Ole Braukmann vom Unternehmen Hamburg-Wasser. In der Hansestand rangiert die Leckrate sogar nur bei etwa vier Prozent. Gemäß einer Erhebung vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stellen Trinkwasserverluste wegen maroder Leitungen neben England besonders in Polen mit über 24 Prozent und in Frankreich mit 20,9 Prozent ein großes Problem dar.

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