Tiger wechseln zur Nachtschicht

Für eine friedliche Koexistenz mit dem Menschen weichen die Raubkatzen auf die Nacht aus
Nachts in die Kamerafalle getappt: Tiger im Chitwan-Nationalpark
Nachts in die Kamerafalle getappt: Tiger im Chitwan-Nationalpark
© Center for Systems Integration and Sustainability, Michigan State University
East Lansing (USA) - Tiger teilen ihr Revier mit dem Menschen. Für diese Koexistenz verlagern die eigentlich durchaus tagaktiven Raubkatzen den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf die Nacht, wenn die meisten menschlichen Tätigkeiten zur Ruhe gekommen sind. Das konnten Forscher aus den USA und Nepal mit Hilfe von Kamerafallen herausfinden, wie sie im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)“ berichten. Bisher galt die Annahme, dass Tiger ihren Lebensraum nicht mit Menschen teilen. Die Beobachtungen liefern nun neue Perspektiven für den Schutz der bedrohten Tierart im Besonderen, aber auch für das Zusammenleben des Menschen mit Wildtieren im Allgemeinen.

„Es ist ein sehr grundlegender Konflikt um Ressourcen“, erläutert Erstautor Neil Carter vom Department of Fisheries and Wildlife an der Michigan State University. „Tiger brauchen Ressourcen, Menschen brauchen dieselben Ressourcen. Wenn wir mit der traditionellen Erfahrung arbeiten, dass Tiger nur in einem ausschließlich ihnen fest zugeordneten Gebiet überleben können, dann wäre da immer ein Konflikt. Legt man die Priorität auf die Menschen, ziehen die Tiger den Kürzeren. Legt man die Priorität auf die Tiger, ziehen die Menschen den Kürzeren.“ In den Jahren 2010 und 2011 hatten Carter und seine Kollegen bewegungsempfindliche Kamerafallen im Chitwan-Nationalpark in Nepal aufgestellt. In diesem Gebiet leben etwa 121 Tiger und die Menschen besiedeln die Randbezirke, begeben sich aber auch regelmäßig in die Wälder.

Bei der Durchsicht tausender Aufnahmen stellten die Forscher fest: Menschen und Tiger nutzen dieselben Straßen und Pfade – allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Für gewöhnlich sind Tiger durchaus auch tagaktiv, streifen in ihrem Territorium herum, jagen und paaren sich. In den beobachteten Gebieten aber verschoben die Raubkatzen typische Aktivitätsmuster. Die Kameras enthüllten, dass Tiger tagsüber, während Menschen in den Wäldern anzutreffen waren, weniger unterwegs waren. Stattdessen waren sie deutlich nachtaktiver. „Die Bedingungen für Tiger im Chitwan-Nationalpark sind gut“, sagt Carter. Die Beutezahl sei hoch, Wilderei relativ gering. Dennoch suchen auch Menschen die Wälder auf und Tiger müssen denselben Lebensraum nutzen, wenn sie langfristig überleben wollen. „Was wir in Chitwan lernen ist“, so Carter, „dass Tiger sich anscheinend anpassen, so dass dies funktioniert.“ Jianguo Liu, der Seniorautor der Studie ergänzt: „Wir haben herausgefunden, dass in Nepal etwas sehr Interessantes passiert, das vielversprechend für die blühende Existenz von beidem ist, Mensch und Natur.“

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