Terror beeinflusst das politische Engagement
„Das politische Engagement vieler Familien und Freunde der Opfer wuchs nach den Anschlägen und blieb über die letzten zwölf Jahre konstant“, fasst Eitan Hersch von der Yale University das Ergebnis zusammen. Für seine Studie verglich der Forscher am Department of Political Science individuelle und öffentliche Daten über die New Yorker Bevölkerung. Insgesamt umfasst seine Untersuchung 54.000 Einwohner der Stadt. Besonders in Sachen Wahlbeteiligung, Spendenbereitschaft und Parteizugehörigkeit zeigte sich bei den Direktbetroffenen eine klare Zunahme seit dem 11. September. Im Rest der Bevölkerung sind ähnliche Tendenzen nicht zu beobachten. Auch die politischen Ansichten änderten sich. Knapp 17 Prozent der Nachbarn und Familienangehörigen wechselten nach den Anschlägen das politische Lager von den Demokraten hin zu den Republikanern.
Für diesen ideologischen Wechsel hat Hersch eine besonders interessante Erklärung. Zur Zeit der Anschläge waren mit Präsident George W. Bush und dem New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani zwei Republikaner in politischen Ämtern. „Die Betroffenen tendieren in solchen Zeiten häufig zu den amtierenden Machthabern und ihren politischen Ansichten. Außerdem zeigt sich im Zuge solcher Terroranschläge häufig der Wunsch nach konservativer Beständigkeit und starker Autorität“, so der Politwissenschaftler. Der Einfluss von Terrorismus und Gewalt auf das Verhalten der Opfer und ihrer Angehörigen ist in den Sozialwissenschaften ein bekanntes Phänomen. Neu ist aus Sicht des Forschers die Beobachtung solcher Langzeitwirkungen auf das politische Engagement in Parteien und Bürgerinitiativen.