Terror beeinflusst das politische Engagement

Die Terroranschläge vom 11. September führten bei den Angehörigen der Opfer zu einem stärkeren politischen Engagement
New Haven (USA) - Die Terroranschläge vom 11. September 2001 veränderten das Leben der Angehörigen und Freunde der Opfer: Auch in punkto Ideologie und politischer Einstellung, wie jetzt ein Sozialwissenschaftler aus den USA berichtet. In seiner Studie hatte er das veränderte politische Engagement der Angehörigen in den letzten zwölf Jahren untersucht. Es zeigte sich, dass nicht nur die Wahlbeteiligung stieg, sondern auch die Bereitschaft, sich in Kampagnen und Parteien zu engagieren. Außerdem verschob sich die politische Ideologie der Angehörigen, so der Forscher in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) – von eher demokratischen Ansichten zu einer größeren Sympathie mit den Republikanern.

„Das politische Engagement vieler Familien und Freunde der Opfer wuchs nach den Anschlägen und blieb über die letzten zwölf Jahre konstant“, fasst Eitan Hersch von der Yale University das Ergebnis zusammen. Für seine Studie verglich der Forscher am Department of Political Science individuelle und öffentliche Daten über die New Yorker Bevölkerung. Insgesamt umfasst seine Untersuchung 54.000 Einwohner der Stadt. Besonders in Sachen Wahlbeteiligung, Spendenbereitschaft und Parteizugehörigkeit zeigte sich bei den Direktbetroffenen eine klare Zunahme seit dem 11. September. Im Rest der Bevölkerung sind ähnliche Tendenzen nicht zu beobachten. Auch die politischen Ansichten änderten sich. Knapp 17 Prozent der Nachbarn und Familienangehörigen wechselten nach den Anschlägen das politische Lager von den Demokraten hin zu den Republikanern.

Für diesen ideologischen Wechsel hat Hersch eine besonders interessante Erklärung. Zur Zeit der Anschläge waren mit Präsident George W. Bush und dem New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani zwei Republikaner in politischen Ämtern. „Die Betroffenen tendieren in solchen Zeiten häufig zu den amtierenden Machthabern und ihren politischen Ansichten. Außerdem zeigt sich im Zuge solcher Terroranschläge häufig der Wunsch nach konservativer Beständigkeit und starker Autorität“, so der Politwissenschaftler. Der Einfluss von Terrorismus und Gewalt auf das Verhalten der Opfer und ihrer Angehörigen ist in den Sozialwissenschaften ein bekanntes Phänomen. Neu ist aus Sicht des Forschers die Beobachtung solcher Langzeitwirkungen auf das politische Engagement in Parteien und Bürgerinitiativen.

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