TV-Müll gegen Krankenhaus-Keime

Schrott von LCD-Bildschirmen lässt sich dank neuer Methode in antimikrobielle Substanz wandeln, die gefährliche Erreger abtötet
Heslington (Großbritannien)/Washington D.C. (USA) - Schätze im Müll sollen Leben retten: Umgewandelte Bestandteile von LCD-Bildschirmen sollen helfen, im Krankenhaus lebensgefährliche Erreger zu bekämpfen. Britische Forscher entwickelten die Methode, einzelne Inhaltsstoffe von Leuchtdioden zu antimikrobiellen Substanzen zu verändern. Sie präsentieren ihre Ergebnisse derzeit in Washington D.C. auf der 14. Jahreskonferenz für Grüne Chemie und Ingenieurwesen. LCD-Bildschirme gelten - dank immer neuer Fernseher - als schnellstwachsender Müllberg in der EU. Die Nutzung der enthaltenen Polyvinyl-Alkohole (PVA), die für den menschlichen Körper verträglich sind, eröffnet ein ganzes Spektrum biomedizinischer Anwendungsmöglichkeiten.

"Der Einfluss von LCDs auf die moderne Gesellschaft ist dramatisch", erklärt Andrew Hunt vom Green Chemistry Centre of Excellence der britischen University of York. Das gelte auch für den Müll, doch "wir können deutlich seinen Wert steigern". Hunt und Kollegen erforschen in einem Langzeitprojekt die Recycling-Möglichkeiten für LCD-Bildschirme. Bisher war es ihnen gelungen, die Schichten von Leuchtkristall-Schirmen so zu trennen, dass die enthaltenen Polyvinyl-Alkohole entfernt werden können. Die hochporösen PVA sind wasserlöslich und gut mit dem menschlichen Organismus verträglich. Durch Erhitzen, Kühlen und anschließendes Dehydrieren mit Ethanol entwickelte das Team ein mesoporöses Material mit großer Oberfläche, das sich in der Medizin gut einsetzen lässt. Etwa als Gerüst zum Anzüchten körpereigener Gewebezellen, die später mit fester Form wieder in den Körper eingesetzt werden – oder in Pillen oder Pflastern, die Medikamente an ganz bestimmte Körperregionen liefern können.

Anfang 2010 entdeckten die Forscher, dass Silber-Nanopartikel an eine bestimmte Form der PVA binden. Damit lassen sich die antimikrobiellen Eigenschaften des Silbers gegen Erreger wie Escherichia coli und Formen von Staphylococcus aureus nutzen - mit dem PVA als Trägermaterial - so Hunt: "Als Ergebnis kann es Bakterien wie E. coli zerstören. Potenziell könnte es in Klinik-Reinigungsprodukten genutzt werden, um Infektionen zu reduzieren". Im nächsten Schritt will das Team die Wirkung seiner PVA-basierten Substanz gegen die von kommerziellen Reinigungsprodukten testen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Präsentation Hunt, 23. Juni 2010, 9:40 Ortszeit; 14th Annual Green Chemistry & Engineering Conference, Capital Hilton, Washington, D.C.


 

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