Studie Bestätigt: Bewegung hält Senioren länger fit

Moderate körperliche Aktivität verbessert Mobilität und Selbständigkeit im Alter - sogar wenn erst spät damit begonnen wird
Moderate Bewegung im Alter hilft Senioren, länger selbständig zu bleiben.
Moderate Bewegung im Alter hilft Senioren, länger selbständig zu bleiben.
© Shutterstock, Bild 51788350
Gainesville (USA)/Orlando (USA) - Bewegung kann sogar noch im Alter dabei helfen, länger fit und unabhängig zu bleiben und die Lebensqualität zu erhalten. Was viele sicherlich schon oft gehört haben, konnten US-Mediziner nun in einer Studie mit bereits leicht gebrechlichen Senioren auch wissenschaftlich bestätigen. Wie sie im Fachblatt „JAMA“ sowie auf der Jahrestagung des „American College of Sports Medicine“ in Orlando berichten, schützte ein moderates, körperliches Training tatsächlich mehr vor größerer Gebrechlichkeit als ein Bildungsprogramm, das eine Reihe von Gesundheitsthemen zum erfolgreichen Altern vermittelte. Bei denjenigen Senioren, die an dem Sportprogramm teilgenommen hatten, verringerte sich das Risiko für eine massive Bewegungseinschränkung, die den Erhalt ihrer Unabhängigkeit gefährdete, im Vergleich zu den Teilnehmern der anderen Gruppe um 18 Prozent.

„Der genaue Zweck der Studie ist es, den definitiven Beweis zu erbringen, dass körperliche Aktivität wirklich und wahrhaftig die Unabhängigkeit von Senioren verbessern kann“, erläutert Marco Pahor von der University of Florida in Gainesville, der Erstautor der Studie. Bisher, so schreiben er und seine Kollegen, hätte es keine eindeutigen klinischen Untersuchungen dazu gegeben, ob körperliche Aktivität massive Gebrechlichkeit verhindern oder verzögern kann. Die Forscher arbeiteten über einen Zeitraum von rund zweieinhalb Jahren mit insgesamt 1635 Frauen und Männern zwischen 70 und 89 Jahren. Die Senioren waren zu Beginn der Untersuchung zwar noch in der Lage, eine Strecke von 400 Metern zu Fuß zu bewältigen, liefen aber Gefahr, diese Mobilität zu verlieren. Denn sie waren bereits leicht gebrechlich und verbrachten einen Großteil ihrer Zeit im Sitzen. „Wir wählten Leute aus, die körperlich nicht mehr so leistungsfähig waren“, sagt Pahor. „Das sind genau die Menschen, die wir jeden Tag als Patienten sehen. Und ein Grund, warum diese Studie so wichtig ist: Sie umfasst eine Bevölkerungsgruppe, die typischerweise wenig untersucht ist.“

Die Mediziner teilten die Probanden zufällig einer von zwei Gruppen zu. Die 818 Senioren der Sportgruppe erhielten ein individuelles Trainingsprogramm, bei dem sie in der Woche 150 Minuten gehen sollten und außerdem in moderaten 10-Minuten-Einheiten mehrmals wöchentlich Kraft, Gelenkigkeit und Gleichgewicht trainierten. Den 817 Teilnehmern der anderen Gruppen boten die Forscher ein Bildungsprogramm rund um erfolgreiches Altern an. Dort erfuhren die Senioren etwa, wie sie sicher reisen können, welche vorbeugenden Angebote und Untersuchungen in welchem Alter empfohlen werden und wie sie verlässliche Informationen zu Gesundheit und Ernährung erhalten. Außerdem beinhaltete das Programm eine kurze Einheit mit Dehnübungen der oberen Extremitäten oder Gelenkigkeitsübungen. In halbjährigen Abständen wurden alle Probanden untersucht; unter anderem erfassten die Forscher Gewicht und Blutdruckwerte. Ein entscheidender Parameter der Untersuchungen war, ob die Senioren nach wie vor in der Lage waren, 400 Meter allein zu gehen. „Vierhundert Meter ist einmal die Leichtathletikbahn rund um den Sportplatz oder vom Parkplatz zum Laden oder zwei oder drei Blocks in unserer Nachbarschaft“, erläutert Co-Erstautor Jack Guralnik, von der University of Maryland School of Medicine. „Das ist eine wichtige Entfernung, um ein unabhängiges Leben aufrecht zu erhalten.“

Nach mehr als zwei Jahren war das Risiko, diese 400 Meter nicht mehr alleine bewältigen zu können, bei den Senioren der Bewegungsprogrammgruppe im Vergleich zu denen der Bildungsprogrammgruppe um 18 Prozent geringer: Während von denjenigen, die sich regelmäßig körperlich betätigt hatten, rund 30 Prozent diese massive Bewegungseinschränkung erlitten, waren es von denen, die sich mit dem Altern beschäftigt hatten, mehr als 35 Prozent. Für länger anhaltende körperliche Einschränkungen war das Ergebnis ebenfalls deutlich. Hier lagen die Anteile bei 14,7 Prozent in der Bewegungs- und 19,8 Prozent in der Bildungsgruppe. Ein strukturiertes moderates Bewegungsprogramm mit nur rund 20 Minuten Gehen am Tag und ein paar kleinen Übungseinheiten in der Woche könnte Senioren demnach helfen, ihre Selbständigkeit länger zu erhalten.

Die aus der Studie gewonnenen Daten bergen den Medizinern zufolge auch noch weit mehr Informationen. So planen sie etwa, mögliche Auswirkungen der körperlichen Aktivität auf das Wohlbefinden der Teilnehmer zu analysieren und zu untersuchen, wie die Bewegung etwa körperliche und soziale Faktoren beeinflusst.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg