Striemengrasmäuse sind höllische Nachbarn

In der Paarungszeit sind Männchen aus der Nachbarschaft ein rotes Tuch und werden mit mehr Aggression bedacht als fremde Männchen
Zürich (Schweiz) - Höllische Nachbarn, Seitensprünge, Vaterschaftstests und offene Feindseligkeiten - klingt wie der Inhalt einer typischen Talkshow, ist aber tatsächlich biologische Forschungsarbeit. Vor allem in der Paarungszeit verhalten sich Striemengrasmaus-Männchen ihren eigenen Nachbarn gegenüber deutlich feindseliger und aggressiver als gegenüber völlig fremden Artgenossen. Beobachtungen deutscher und schweizerischer Biologen geben nun Hinweise darauf, warum besonders dann die Fetzen fliegen, wenn ein benachbartes Männchen ein Territorium betritt: Vermutlich sind die Nager besonders feindselig, weil dieses die deutlich gefährlichere Konkurrenz darstellt, berichten die Biologen im Fachblatt "Frontiers in Zoology". Es besteht ein merklich höheres Risiko, dass sich die eigenen Weibchen auf einen Seitensprung mit einem Männchen von nebenan einlassen als auf einen mit einem völlig fremden Männchen. Das konnte das Forscherteam anhand von Vaterschaftstests nachweisen.

"Wir haben herausgefunden, dass die Nachbarn sich fortpflanzender Männchen eine erkennbare Bedrohung für die Sicherheit des Vertrauens in die Vaterschaft darstellen, und vermuten, dass dies das Aufkommen dieses Phänomens des 'feindseligen Nachbarn' bei Striemengrasmäusen erklärt", erläutert Carsten Schradin von der Universität Zürich. Die Forscher hatten in Afrika wildlebende männliche Striemengrasmäuse (Rhabdomys pumilio) in einem neutralen Areal aufeinander treffen lassen und das Verhalten der Nager beobachtet. Insgesamt reagierten die Mäuse in der Paarungszeit anderen Männchen gegenüber deutlich häufiger mit Beißen, Kämpfen und Verfolgen als außerhalb dieser Zeit. Insbesondere äußerte sich dieses aggressive Verhalten ihren Nachbarn gegenüber.

Das legte nahe, dass diese die stärkere Konkurrenz darstellen, was die Biologen mithilfe von Vaterschaftstest prüfen wollten. In der Tat stellten sie fest: 28 Prozent der Nachkommen entstammten dem Seitensprung mit einem Nachbarn, während lediglich 7 Prozent der Jungen von einem Fremden gezeugt worden waren. Die Forscher schließen daraus, dass der primäre Sinn und Zweck des aggressiven Verhaltens von Striemengrasmaus-Männchen darin liegt, ihre Vaterschaft gegen ihre Nachbarn zu verteidigen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "The nasty neighbour in the striped mouse (Rhabdomys pumilio) steals paternity and elicits aggression", Carsten Schradin et al.; Frontiers in Zoology (im Druck)


 

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