Strategisches Vorausplanen klappt erst ab 22
"Immer bessere Problemlösungen zu finden, hat vielleicht weniger damit zu tun, schlauer zu werden, sondern vielmehr mit einer wachsenden Fähigkeit, sich einfach mal hinzusetzen und die Dinge zu durchdenken, bevor man handelt", sagt Dustin Albert von der Temple University. Gemeinsam mit seinem Kollegen Laurence Steinberg hatte er 890 Freiwillige verschiedener Altersstufen einen Computertest zu strategischem Planen und Problemlösungen absolvieren lassen. Bei diesem Planungstest namens Turm von London - einer Abwandlung der Türme von Hanoi - müssen drei verschiedenfarbige Kugeln auf drei unterschiedlich langen Stäben mit möglichst wenigen Zügen von einer Start- zu einer Zielanordnung umarrangiert werden. Einer der Vorteile des Turms von London gegenüber den Türmen von Hanoi besteht darin, dass sich Aufgabenstellung und Schwierigkeitsgrad leicht variieren lassen.
Ältere Testteilnehmer, so stellte sich heraus, schnitten besser ab. Sie zeigten eine weiter entwickelte Fähigkeit, ihre Züge vorauszuplanen und so das Problem zu lösen. Bei den schwierigsten Aufgaben schafften es erst Probanden im Alter von mindestens 22 Jahren, eine ausgereifte Strategie an den Tag zu legen. Die Forscher erklären diese Beobachtung durch Reifungsprozesse im Gehirn: Die kniffeligsten Probleme dieses Tests zu bewältigen, beansprucht bestimmte Hirnbereiche, die bei Teenagern noch nicht vollständig ausgebildet sind. Alberts Ansicht nach könnten die Ergebnisse der Studie Folgen für Diskussionen haben, ob Heranwachsende - zum Beispiel vor Gericht - nach denselben Standards zur Verantwortung gezogen werden sollten wie Erwachsene.