Steinalt trotz ungesunden Lebenswandels

Rauchen, Trinken oder Sportmangel sind kein Hindernis für hohes Alter
Auch Queen Mum erreichte ein überdurchschnittlich hohes Alter
Auch Queen Mum erreichte ein überdurchschnittlich hohes Alter
© Allan Warren (freigegeben unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2)
New York City (USA) - Sehr alt zu werden ist nicht zwingend die Folge einer gesunden Lebensweise. Weder ernähren sich hoch betagte Menschen im Vergleich zu anderen gesünder noch treiben sie mehr Sport. Auch Gewohnheiten wie Rauchen oder Trinken frönen sie im Schnitt genauso häufig. Das bestätigt eine Studie, über die amerikanische Mediziner im "Journal of the American Geriatrics Society" berichten. Demnach spielt die genetische Veranlagung eine zentrale Rolle, um ein Alter von rund hundert Jahren zu erreichen: Ihre Studie lege nahe, dass Hundertjährige bestimmte zusätzliche Langlebigkeits-Gene besitzen könnten, welche die schädlichen Effekte eines ungesunden Lebenswandels abmildern helfen, so die Forscher. Dennoch warnen sie ausdrücklich davor, die Ergebnisse als Freibrief für einen ungesunden Lebensstil zu sehen.

"Obwohl diese Studie zeigt, dass Hundertjährige übergewichtig sein, rauchen und Bewegung meiden können, sind solche Lebensgewohnheiten keine gute Wahl für die meisten von uns, die nicht aus traditionell langlebigen Familien stammen", erläutert Nir Barzilai vom Albert Einstein College of Medicine der New Yorker Yeshiva University. Man solle auf sein Gewicht achten, nicht rauchen und Sport treiben, da sich dies erwiesenermaßen stark positiv auf die Gesundheit auswirke und eine längere Lebensspanne mit sich bringe. Barzilai und seine Kollegen hatten insgesamt 477 aus Mittel- und Osteuropa stammende Juden mit außergewöhnlicher Langlebigkeit - alle hatten ein Alter von mindestens 95 Jahren erreicht - nach Größe und Körpergewicht sowie nach den Lebensgewohnheiten im Alter von 70 Jahren befragt - etwa nach Ernährung, Rauchen, Trinken und körperlichen Aktivitäten. Deren Angaben verglichen sie mit den Daten von 3.164 weniger langlebigen Menschen, die in etwa zur selben Zeit geboren worden waren und in den 1970er Jahren an einer großen Gesundheitsstudie teilgenommen hatten.

Die Forscher stellten fest: Insgesamt legten die außerordentlich langlebigen Menschen keine anderen Lebensgewohnheiten an den Tag als die Probanden der Vergleichgruppe. So ernährten sich zum Beispiel 27 Prozent der alten Frauen kalorienbewusst - ein ebenso großer Anteil wie bei den Frauen der Durchschnittsbevölkerung. Unter den langlebigen Männern tranken 24 Prozent täglich Alkohol verglichen mit 22 Prozent der Männer der Vergleichsgruppe. Nur 43 Prozent der Steinalten berichteten, dass sie sich regelmäßig Bewegung verschafften, während dies bei den Männern der Durchschnittsbevölkerung bei 57 Prozent der Fall war. Ein deutlicher Unterschied war allerdings zu finden: Unter den ungewöhnlich langlebigen Menschen gab es zwar ähnlich häufig Übergewicht, aber wesentlich seltener Fettleibigkeit.

Auf die Frage, warum sie glaubten so lange zu leben, erhielten die Forscher die unterschiedlichsten Antworten. Ein Drittel schrieb es der Familiengeschichte zu, 20 Prozent körperlicher Aktivität. Weitere Faktoren waren etwa eine positive Lebenseinstellung, weniger Rauchen und Trinken oder schlicht Glück.

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Quelle: "Lifestyle Factors of People with Exceptional Longevity", Nir Barzilai et al.; Journal of the American Geriatrics Society (DOI: 10.1111/j.1532-5415.2011.03498.x)


 

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