Starke Scherkräfte im Sonnenwind
„Der Sonnenwind ist voll mit starken Strömungen und plötzlich auftretenden Bereichen unterschiedlicher Geschwindigkeit“, so Joseph Borovsky, Autor der Studie. Diese Scherbereiche bewegen sich selbst mit einer Geschwindigkeit von bis zu über 50 Kilometern pro Sekunde, also rund 180.000 Stundenkilometern. Dabei schütteln sie das gesamte Erdmagnetfeld und die Ionosphäre durch, wie statistische Analysen und Messungen mit dem Satelliten Advanced Composition Explorer zeigen, der unter anderem der Erforschung des Sonnenwindes dient. Die Scherwinde allein reichen zwar nicht aus, um starke Partikelströme zu erzeugen – dies geschieht nur bei starken Sonneneruptionen. Sie können aber den Schweif des Erdmagnetfelds abreißen lassen.
Das dünne Plasma des Sonnenwindes kann in hohen Breitengraden – also in der Arktis oder Antarktis – tief in die Erdatmosphäre eindringen; denn dort laufen die Feldlinien des Erdmagnetfeldes zusammen. Bei starkem „Weltraumwetter“, wie eine hohe Strahlenintensität unter Forschern, Piloten und Astronauten genannt wird, müssen Flüge über den Pol in niedrigere Breiten umgeleitet werden, was pro Flug etliche zehntausend Euro kosten kann. Satelliten müssen abgeschaltet werden oder ihre Leistung reduzieren. So sinkt auch die Genauigkeit des GPS-Signals, und Fehler bis zu 50 Metern können auftreten.