Sprichwörtlicher Herzschmerz: Das Herz Hinterbliebener leidet
"Manche Hinterbliebenen, vor allem jene mit einem bereits erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, könnten von medizinischen Überprüfungen profitieren", erläuterte Thomas Buckley von der University of Sydney Nursing School, "und sie sollten bei jeglichen das Herz betreffenden Symptomen medizinische Hilfe suchen." Buckley und seine Kollegen hatten 78 hinterbliebene Ehepartner und Eltern im Alter zwischen 33 und 91 Jahren innerhalb von zwei Wochen sowie sechs Monate nach dem Tod eines Partners oder Kindes untersucht, sowohl auf Anzeichen von Depressionen und innere Unruhe als auch auf die Herzgesundheit. Deren Untersuchungsergebnisse verglichen die Forscher mit denen einer Gruppe Freiwilliger, die keinen nahen Angehörigen verloren hatten.
Bei den Hinterbliebenen stellten die Forscher nicht nur verstärkt Symptome für Depressionen und Beklemmungen fest, sondern dokumentierten auch Anstiege in der Herzrate - die Anzahl der Herzschläge in einer Minute - und eine reduzierte Herzfrequenzvariabilität - die Fähigkeit, den Herzrhythmus den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Im Schnitt lag die Herzrate bei Trauernden bei 75,1 Schlägen pro Minute - verglichen mit 70,7 Schlägen pro Minute bei Probanden aus der Vergleichsgruppe. Nach sechs Monaten lag sie auch bei den Hinterbliebenen wieder bei 70,7. Außerdem hatten Teilnehmer in den ersten Wochen nach einem Verlust beinahe zweimal häufiger Episoden von Herzrasen, was sich aber ebenfalls nach einem halben Jahr wieder gegeben hatte.
"Eine erhöhte Herzrate und eine reduzierte Herzfrequenzvariabilität in den ersten Monaten nach einem Trauerfall sind mögliche Mechanismen eines erhöhten Risikos für Herzkreislaufprobleme während dieser oft sehr belastenden Zeit", so Buckley. "Auch wenn unsere Ergebnisse keinen ursächlichen Zusammenhang beweisen, stimmen sie dennoch überein mit Belegen für psychosoziale Auslöser für Zwischenfälle im Herz-Kreislauf-Bereich. Sie legen nahe, dass weitere Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen Trauerfällen und dem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen notwendig sind, inklusive der Möglichkeiten für vorbeugende Maßnahmen."
Buckley und seine Kollegen geben allerdings zu bedenken, dass ihre Studie lediglich Hinterbliebene von auf Intensivstationen Verstorbenen einbezogen hatte und das Ergebnis daher nicht unbedingt Allgemeingültigkeit hat. Bei Hinterbliebenen von zu Hause oder in Hospizen Verschiedener etwa könnten die Reaktionen auf den Kummer anders aussehen. Auch war es dem Team aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl nicht möglich, die Ergebnisse von Eltern separat zu analysieren.