Spinnenseide schreckt Schadinsekten ab

An Spuren von Seidenfäden könnten Pflanzenschädlinge erkennen, dass ihre natürlichen Feinde in der Nähe sind
Japankäfer (Popillia japonica) bei der Mahlzeit
Japankäfer (Popillia japonica) bei der Mahlzeit
© D. Gordon E. Robertson / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Hamilton (USA) - Blattfressende Käfer lassen sich offenbar den Appetit verderben, wenn sie Spuren ihrer Feinde entdecken: So konnten amerikanische Biologen mit Spinnenseide auf den Blättern der Wirtspflanze Fraßschäden verringern. Sie vermuten, dass die Spinnenfäden von den Käfern als Warnsignal wahrgenommen werden. Die Fäden könnten die Pflanzenschädlinge dazu veranlassen, sich an einen anderen Ort zu begeben, um nicht gefressen zu werden, schreiben die Forscher im Fachblatt „Biology Letters“. Ob sich der Einsatz von Spinnenseide als biologischer Pflanzenschutz eignen würde, müssen weitere Experimente noch zeigen.

„Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass die Anwesenheit von Seidenfasern die Nahrungssuche von Schadinsekten einschränkt und so Fraßschäden verringert“, erklären Ann Rypstra und Christopher Buddle von der Miami University. Fast alle Spinnen ernähren sich von Insekten und anderen Beutetieren. Auch die Arten, die keine Netze weben, produzieren Spinnenseide und hinterlassen Spuren davon an ihren Aufenthaltsorten. Die Biologen untersuchten in Labor- und Freilandexperimenten, wie blattfressende Käfer auf solche Spuren ihrer natürlichen Feinde reagieren.

Dazu setzten sie Japankäfer (Popillia japonica) und Mexikanische Bohnenkäfer (Epilachna varivestis) ein, die Webspinnen als Beute dienen. Als Wirtspflanzen nutzten sie Gartenbohnen. Auf jeweils ein Blatt platzierten sie entweder fünf frisch gewonnene Seidenfäden der Streckerspinne Tetragnatha elongata oder Fäden aus Kokons der Seidenraupe. Als Kontrolle dienten unbehandelte Bohnenblätter. Für die Laborversuche wurde jeweils ein Käfer zusammen mit einem Blatt 24 Stunden lang in einer Schale aufbewahrt. Dann ermittelten die Forscher die durch Fraß verringerte Blattfläche. In anderen Versuchsreihen setzten sie die Käfer auf präparierte oder unbehandelte Blätter von im Freien wachsenden Bohnenpflanzen oder registrierten den natürlichen Blattfraß ohne Zusatz von Insekten nach drei und sechs Tagen.

Bei den mit Spinnenseide behandelten Blättern zeigten sich deutlich weniger Fraßschäden als bei den Kontrollen. Auch Raupenseide hemmte den Appetit, allerdings weniger stark. Möglicherweise, so die Forscher, sei der stärkere Effekt der Spinnenseide darauf zurückzuführen, dass diese im Gegensatz zur Raupenseide jeweils frisch produziert war. Oder aber deren Wirkung war größer, weil die Käfer daran eindeutiger die Nähe eines potenziellen Räubers erkannten. Die Anwesenheit anderer Faserstoffe natürlichen oder künstlichen Ursprungs veränderte das Verhalten der Käfer nicht. Unter natürlichen Bedingungen hätte die Spinnenseide wohl nicht nur das Fressen gestört, sondern die Käfer auch zu einem Ortswechsel veranlasst. Ob das wirklich so ist, muss nun in umfangreicheren Experimenten und auch mit mehreren Arten von Schadinsekten geprüft werden. Dann wird sich zeigen, ob der Einsatz von Spinnenseide als neue, biologische Methode der Schädlingsbekämpfung geeignet ist.

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