Sounddesign mit Metamaterial

Komplexe, dreidimensionale Origami-Strukturen leiten Schallwellen variabel in beliebige Richtungen
Mit dieser komplexen 3D-Struktur lassen sich Schallwellen in nahezu beliebige Richtungen lenken.
Mit dieser komplexen 3D-Struktur lassen sich Schallwellen in nahezu beliebige Richtungen lenken.
© Babaee et al. Sci. Adv. 2016;2: e1601019
Cambridge (USA) - Ob Sportwagen oder Küchenmaschine: Nicht nur die reinen Leistungszahlen, auch die Geräusche spielen bei technischen Produkten eine nicht unbedeutende Rolle. Sounddesigner hantieren mit zahlreichen Werkstoffen, die etwa Motorengeräusche effizient absorbieren oder auch so verändern, dass sie den Geschmack der Kunden treffen. Mit einem neuen Konzept für ein akustisches Metamaterial eröffnen nun amerikanische Physiker weitere Möglichkeiten, um eine Schallausbreitung gezielt manipulieren zu können. In der Fachzeitschrift „Science Advances“ präsentieren sie erste Prototypen dieser komplexen, dreidimensionalen Wellenleiter, inspiriert von der japanischen Origami-Faltkunst.

„Dieses Metamaterial bietet eine ideale Plattform, um die Ausbreitung von Schall aktiv zu kontrollieren“, sind Sahab Babaee und seine Kollegen von der Harvard University in Cambridge überzeugt. Zuerst entwarfen die Forscher dreidimensionale Strukturen im Rechner, um die Schallausbreitung über verschiedene Anordnungen von Würfeln, Hexaedern oder Oktaedern zu simulieren. Diese berechneten Baupläne bildeten die Grundlage für Metamaterialien, die Schallwellen in alle drei Raumrichtungen fast nach Belieben umleiten sollten.

Für die praktische Umsetzung wählten Babaee und Kollegen kleine Kunststoffplättchen aus Polyethylen (PET). Diese Plättchen verknüpften sie mit variablen Gelenken aus Doppelklebeband zu den symmetrisch aufgebauten, akustischen Metamaterialien. Ein würfelförmiger Prototyp mit einer Kantenlänge von knapp 30 Zentimetern bestätigte die gute Kontrolle über Schallwellen, die sich zudem schnell und einfach über verschiedene Winkel zwischen den Plättchen verändern ließ. Dazu sendete an einer Stelle ein Lautsprecher Schallwellen in das Metamaterial. Mehrere Mikrofone, rund um den Prototyp angeordnet, zeichneten die mehr oder weniger stark umgelenkten Schallwellen auf. Die Messungen bestätigten, dass sich der Schall über einen breiten, hörbaren Frequenzbereich in verschiedene Wunschrichtungen leiten ließ.

Die Versuche zeigten allerdings noch einige Unterschiede zwischen der berechneten und der gemessenen Schallausbreitung. Dieses Problem könnte mit einer verbesserten Fertigungsmethode, etwa mit 3D-Druckern, behoben werden. Trotz der Abweichungen belegen die Versuche, dass diese akustischen Metamaterialien das Potenzial haben, die Schallausbreitung mit größerer Variabilität die beeinflussen, als es anderen Werkstoffe bisher ermöglichten. Da die Dimensionen dieser Metamaterialien von wenigen Zentimetern bis zu einigen Metern veränderbar sind, sind Anwendungen in technischen Geräten oder auch für das Geräuschdesign von Gebäuden vorstellbar.

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