Sonnenfloß für Küstenstädte
„Wie ein Spinnennetz kann sich die dynamische Struktur den Wellen anpassen“, sagt Bjørn Tore Markussen vom norwegischen Technologieunternehmen DNV KEMA Energy & Sustainability. Auf der Fläche eines überdimensionalen Sechsecks, das etwa die Maße eines Fußballstadions einnimmt, sollen über 4.000 leichte Dünnschichtzellen das Sonnenlicht einfangen. Jedes einzelne erreicht heute eine Leistung von 560 Watt, summiert über die komplette Fläche halten die Entwickler zwei Megawatt Leistung pro Stromfloß für realisierbar. Durch den modularen Aufbau ließen sich auch mehrere Flöße miteinander koppeln, um Zehntausende Bewohner nahe gelegener Küstenstädte mit Strom versorgen zu können.
Mit schweren Ankerketten am Meeresboden in 20 bis 100 Meter Tiefe fixiert, würden die Flöße bei leichtem Wellengang auf der Wasserfläche schwimmen. Auch höhere Wellen sollen die Struktur nicht beschädigen, sondern im Gegenteil für eine regelmäßige Reinigung der Solarmodule sorgen können. Der Solarstrom könnte über Seekabel auf einem Spannungsniveau von 34,5 Kilovolt zu den Verbrauchern auf dem Festland gelangen.
Nord- oder Ostsee haben die norwegischen Konstrukteure allerdings nicht als Standort für ihre „SUNdy“-Solarflöße im Sinn. Ihr Fokus liegt eher auf asiatische Metropolen entlang der Küsten, in denen selbst kaum freie Flächen für größere Solaranlagen zur Verfügung stehen. Der Stadtstaat Singapur mit einem hohen Stromverbrauch bietet sich besonders an, da er in einer sonnenreichen Region liegt. Das Interesse bei möglichen Investoren ist groß. Und auch die Einsatzreife könnte nach ersten Versuchen mit ähnlichen Solarflößen auf einem See im kalifornischen Napa Valley in wenigen Jahren erreicht werden.