Seehundsbarthaare erkennen Fisch-Formen im Trüben
"Es ist schwer zu sagen, welcher Teil der Kielströmung dem Tier am meisten hilft", sagt Wolf Hanke von der Universität Rostock. Sein Team arbeitete mit "Henry", einem Seehund der Art Phoca vitulina. Henry ist darauf trainiert, mit der Nase bestimmte Platten zu drücken, wenn er unterschiedliche Formen wahrnimmt. Einige Meter vor ihm wedelte Hankes Team im Wasser mit kleinen und großen, eckigen, runden oder wellenförmigen Paddeln. Selbst wenn Henrys Augen und Ohren abgedeckt waren, unterschied er die verschiedenen Formen anhand der sogenannten hydrodynamischen Fingerabdrücke. Mit einem speziellen bildgebenden Verfahren machten die Rostocker Forscher die Strömungen ihrer Paddel sichtbar. Dabei stellten sie fest, dass Henry unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten in einem Wasserwirbel erkennen konnte. Zudem vermochte der Seehund sogar die Grenzen zwischen schnell und langsam strömendem Wasser wahrzunehmen. Über diese so detailreich analysierten Wasserwirbel können die Meeressäuger offenbar auf Größe und Form schwimmender Objekte zurückschließen.
Aus früheren Versuchen ist bekannt, dass Seehunde mit ihren Barthaaren prinzipiell Veränderungen des Wasserdrucks in Strömungen wahrnehmen und so Fische erkennen können, die bis zu 35 Sekunden vorher vorbeigeschwommen sind. Auch Haie und andere Fische können solche Druckveränderungen wahrnehmen, nutzen dazu allerdings ihre Seitenlinienorgane.