Schwere Pflegemängel durch weniger Krankenschwestern

Rationalisierung in Krankenhäusern führt zur Vernachlässigung von Patienten bis hin zu Todesfällen
Wichtig für Patienten: persönliche Zuwendung durch Krankenhauspersonal
Wichtig für Patienten: persönliche Zuwendung durch Krankenhauspersonal
© I Craig
London (Großbritannien) - Der Kostendruck im Gesundheitswesens macht auch vor Krankenhäusern nicht halt. Allerdings sollten die Verantwortlichen dabei nicht die Stellen von Krankenschwestern streichen, warnen jetzt britische Wissenschaftler. In einer Studie fanden sie heraus, dass dies die Genesungs-Chancen von Patienten erheblich verschlechtert und sogar deren Leben gefährdet. Die Autoren berichten in der Fachzeitschrift „BMJ Quality & Safety“, dass ihre Ergebnisse durchaus auch auf andere Industrienationen übertragen werden können. Außerdem verweisen sie auf eine weitere Untersuchung, in der mehr als 100 Studien zusammengefasst worden waren und die zu ähnlichen Ergebnissen kommt.

„Unsere Resultate stellen Krankenhäuser vor schwierige Entscheidungen, in einer Zeit, in der Ausgaben in diesem Bereich eher reduziert als angehoben werden“, ist sich Jane Ball im Klaren. Die Vizedirektorin der National Nursing Research Unit am Londoner Kings College weiter: „Dabei sollten die Krankenhäuser die Zahl der betreuten Patienten eher auf sieben oder weniger Patienten pro Krankenschwester vermindern, um Pflegemängel signifikant zu reduzieren.“ Die Forscher hatten beinahe 3.000 Fragebögen aus 46 britischen Krankenhäusern ausgewertet. Diese waren vorher von den dortigen Krankenschwestern ausgefüllt worden. Die durchschnittliche Zahl der betreuten Patienten pro Schwester lag bei etwa acht am Tage und elf in der Nacht. Allerdings schwankten die Angaben erheblich. Häufig mussten auch weit mehr Patienten betreut werden.

In der Untersuchung waren die teilnehmenden Schwestern nach 13 Aspekten ihrer Arbeit befragt worden, die vom Schmerz-Management bis zur Dokumentation der Betreuung reichten. Weitere Punkte waren Ansprache der Patienten und Angehörigen, Mund- und Hauthygiene sowie die zeitgerechte Versorgung mit Medikamenten. Die Studie zeigte, dass mindestens eine der essenziellen Pflegeaktivitäten wegen Zeitmangel in der letzten Schicht vor der Befragung nicht durchgeführt werden konnte. Grund dafür war durchweg mangelnde Besetzung. Im Durchschnitt wurden sogar vier der eigentlich notwendigen Aktivitäten ausgelassen oder nicht beendet. Schwestern, die mit mehr als elf Patienten die höchste Belastung hatten, gaben doppelt so häufig wie Kolleginnen mit sechs Kranken an, ihren Pflichten nicht nachgekommen zu sein.

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