Schwere Pflegemängel durch weniger Krankenschwestern
„Unsere Resultate stellen Krankenhäuser vor schwierige Entscheidungen, in einer Zeit, in der Ausgaben in diesem Bereich eher reduziert als angehoben werden“, ist sich Jane Ball im Klaren. Die Vizedirektorin der National Nursing Research Unit am Londoner Kings College weiter: „Dabei sollten die Krankenhäuser die Zahl der betreuten Patienten eher auf sieben oder weniger Patienten pro Krankenschwester vermindern, um Pflegemängel signifikant zu reduzieren.“ Die Forscher hatten beinahe 3.000 Fragebögen aus 46 britischen Krankenhäusern ausgewertet. Diese waren vorher von den dortigen Krankenschwestern ausgefüllt worden. Die durchschnittliche Zahl der betreuten Patienten pro Schwester lag bei etwa acht am Tage und elf in der Nacht. Allerdings schwankten die Angaben erheblich. Häufig mussten auch weit mehr Patienten betreut werden.
In der Untersuchung waren die teilnehmenden Schwestern nach 13 Aspekten ihrer Arbeit befragt worden, die vom Schmerz-Management bis zur Dokumentation der Betreuung reichten. Weitere Punkte waren Ansprache der Patienten und Angehörigen, Mund- und Hauthygiene sowie die zeitgerechte Versorgung mit Medikamenten. Die Studie zeigte, dass mindestens eine der essenziellen Pflegeaktivitäten wegen Zeitmangel in der letzten Schicht vor der Befragung nicht durchgeführt werden konnte. Grund dafür war durchweg mangelnde Besetzung. Im Durchschnitt wurden sogar vier der eigentlich notwendigen Aktivitäten ausgelassen oder nicht beendet. Schwestern, die mit mehr als elf Patienten die höchste Belastung hatten, gaben doppelt so häufig wie Kolleginnen mit sechs Kranken an, ihren Pflichten nicht nachgekommen zu sein.