Schule der Zukunft: Vernetzte Tische fördern das Lernen

Gemeinsames Arbeiten an interaktiven Tischflächen verbessert Mathe-Fähigkeiten mehr als klassisches Lernen über Papier
Mathematik-Unterricht an interaktiven Tischen fördern das Denken und Begreifen, auch bei den Achtjährigen Jamie Young und Jade Loveland von der High Spen Primary School in Gateshead.
Mathematik-Unterricht an interaktiven Tischen fördern das Denken und Begreifen, auch bei den Achtjährigen Jamie Young und Jade Loveland von der High Spen Primary School in Gateshead.
© North News & Pictures Ltd
Durham (Großbritannien) - Futuristische Schultische sind für Schüler nicht nur „cool“, sie verbessern tatsächlich den Lernvorgang. Das ist das Fazit einer dreijährigen britischen Studie mit mehr als 400 Acht- bis Zehnjährigen, die interaktive Tische im Mathematikunterricht nutzten. Über die berührungsempfindliche Oberfläche, auf der Aufgaben und Tipps erschienen, erarbeiteten sich die Kinder den Lernstoff intensiver als im herkömmlichen Heft-und-Tafel-Unterricht. Auch dass sie durch das Vernetzen der Tische zusammenarbeiten konnten, förderte das Verstehen und flexible Problemlösen der Schüler, berichten die Forscher im Fachblatt „Learning and Instruction“. Um die Tische optimal einzusetzen, mussten allerdings auch die Lehrer am Steuerpult lernen, gezielt einzugreifen oder Verbindungen zwischen den Tischen zur richtigen Zeit zu setzen.

„Technologie wie diese hat ein enormes Potenzial für das Unterrichten, weil es den Lehrern helfen kann, das Lernen von Einzelnen und Gruppen zu managen und zu orchestrieren, damit alle gefordert und unterstützt sind und effektiv lernen können“, erläutert Steve Higgins, Pädagogik-Professor an der Durham University. Die sogenannten „SynergyNet“-Tische und ihre Software entstanden an der Universität: Sie registrieren Berührungen der Oberfläche über ein Netz aus infrarotem Licht, das unterbrochen wird. Auch mehrere Hände gleichzeitig sowie Schrift werden erkannt. Alle Tische sind untereinander vernetzt und mit einer „intelligenten“ Tafel verbunden. Der Lehrer an der Steuereinheit sieht zeitgleich alle einzelnen Oberflächen. So kann er Informationen und Aufgaben gezielt dorthin senden, aber auch die Lösungen auf die Haupttafel ziehen oder mehrere Tische für eine Gruppenarbeit miteinander verknüpfen. Im Projekt „NumberNet“ erforschte Higgins mit den Kolleginnen Liz Burd und Emma Mercier den Einsatz der neuen Schulmöbel zunächst in Mathematikstunden. Rund 400 meist 8- bis 10-jährige Schüler von zwölf Schulen im Nordosten Großbritanniens testeten das neuartige Lernen über einen Zeitraum von drei Jahren.

„Wir stellten fest, dass unsere Tische die Schüler effektiver zur Zusammenarbeit ermutigten“, berichtet Ko-Autorin Liz Burd. „Wir beobachteten begeistert, wie Schülergruppen gegenseitig ihr Verständnis mathematischer Zusammenhänge verbesserten. Solche Zusammenarbeit passierte einfach nicht, als die Schüler Lösungsansätze auf Papier suchten.“ Im NumberNet-Projekt entwickelten 45 Prozent der Schüler flexibel mehr unterschiedliche Lösungsansätze, während es bei Schülern im klassischen Papier-basierten Unterricht nur 16 Prozent waren. Auch die Übung im mathematischen Denken stieg merklich.

Auch in anderen Fächern dürften sich die interaktiven Tische nutzbringend einsetzen lassen, vermuten die Forscher. Immer allerdings sei dazu gute Vorausplanung und sorgfältiges Aufgabenmanagement nötig. Die Kosten für die Technologie seien für die meisten Schulen rund um die Welt derzeit vermutlich zu hoch. Doch schon während der drei Projektjahre, so das Team, habe sich die Technologie weiter verbessert und die Kosten seien gesunken.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Collaborative Learning with Multi-Touch Technology: Developing Adaptive Expertise“, Emma Mercier & Steve Higgins; Learning and Instruction, DOI: 10.1016/j.learninstruc.2012.10.004


 

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