Schnelle Reaktion auf nackte Haut

Tampere/Espoo (Finnland) - Unser Gehirn verarbeitet den Anblick von Gesichtern und menschlichen Gestalten schneller als andere optischen Signale. Aber auf nackte Körper reagieren bestimmte Hirnzellen ganz besonders stark, haben finnische Forscher jetzt nachgewiesen. Die elektrische Hirnaktivität war dabei sogar größer als bei der Gesichtserkennung - vor allem bei Männern. Die mit sexueller Erregung verbundene verstärkte Wahrnehmung der unbekleideten menschlichen Gestalt war offenbar für die Evolution des Sexualverhaltens von großer Bedeutung, erklären die Wissenschaftler im Online-Journal "PLoS One".

"Unser wichtigstes Ergebnis war, dass sich die frühe Phase der Informationsverarbeitung beim Anblick menschlicher Körper durch die Bekleidung verändert", schreiben Jari Hietanen von der University of Tampere und Lauri Nummenmaa von der Aalto University in Espoo. Die Forscher zeichneten mit Hilfe eines EEGs Hirnaktivitäten im sogenannten okzipitotemporalen Kortex von Testpersonen auf. In dieser Region der Großhirnrinde erfolgt eine Reaktion spezieller Hirnzellen auf den Anblick von Gesichtern und menschlichen Körpern in weniger als 0,2 Sekunden. Zunächst betrachteten 15 Männer im Alter zwischen 20 und 47 Jahren Bilder von Menschen, die entweder nackt oder vollständig bekleidet waren, oder einen Badeanzug trugen. Als Vergleich dienten Bilder eines menschlichen Gesichts oder eines Autos.

Die registrierte schnelle Hirnaktivität beim Anblick der Menschen war umso stärker, je weniger bekleidet die dargestellte Person war. Ob das Gesicht einer nackten Person erkennbar war oder unkenntlich gemacht wurde, spielte keine Rolle. Die Männer reagierten auf weibliche Körper intensiver als auf männliche, während beim Betrachten von Gesichtern das Geschlecht keinen Einfluss hatte. Die Reaktion auf nackte Körper war generell ausgeprägter als auf Gesichter. Bei weiteren Tests mit Frauen ergaben sich keine Unterschiede in den Hirnaktivitäten, wenn nackte Männer oder Frauen betrachtet wurden. Außerdem reagierten Frauen generell weniger intensiv auf unbekleidete Menschen.

Für Affen und Menschen spielen optische Signale bei der Partnersuche eine entscheidende Rolle. Im Lauf der Evolution hat es sich offenbar als vorteilhaft erwiesen, sexuelle Signale des nackten Körpers besonders schnell und effizient verarbeiten zu können. Das erleichtert es, Sexualpartner zu finden, Rivalen zu erkennen und mit entsprechendem Verhalten zu reagieren, so die Forscher. Die Ergebnisse ihrer Studie zeigen, dass die Bekleidung körperliche Merkmale verdeckt, die für das Sexualverhalten wichtig sind.