Schmetterlinge und Vögel wandern gleich schnell

Wanderfalter und Zugvögel erreichen bei ihren jahreszeitlichen Wanderungen fast identische Fluggeschwindigkeiten
York (Großbritannien)/Lund (Schweden) - Ähnlich wie Zugvögel fliegen einige unserer Schmetterlinge im Herbst in ein südliches Winterquartier, um im Frühjahr zurückzukehren. Einer dieser Wanderfalter, die so genannte Ypsiloneule, erreicht dabei etwa die gleiche Reisegeschwindigkeit wie Singvögel aus der Familie der Laubsänger, berichten britische und schwedische Biologen. Das gelingt den Insekten nicht aus eigener Kraft, sondern weil sie in der Lage sind, günstige Winde optimal zu nutzen. Dagegen passten die Vögel ihr Flugverhalten weniger an die wechselnden Windverhältnisse an, schreiben die Forscher im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B". Die neuen Erkenntnisse über die Lebensweise der Schmetterlinge dienen einerseits dem Artenschutz, könnten andererseits aber auch von wirtschaftlichem Nutzen sein. Denn die Insekten sind sowohl als nützliche Bestäuber als auch als Pflanzenschädlinge von Bedeutung.

"Wir hatten angenommen, dass Singvögel sehr viel schneller fliegen als Schmetterlinge. Zu unserer großen Überraschung waren aber die Durchschnittswerte der Reisegeschwindigkeiten fast identisch", sagt Jason Chapman vom Forschungsinstitut Rothamsted Research in Hertfordshire. Zusammen mit Forschern der Universitäten von Lund, Greenwich und York registrierte er die Wandergeschwindigkeit nachts fliegender Zugvögel und Schmetterlinge. Ohne Unterstützung durch den Wind fliegen Singvögel wie Laubsänger und Drosseln etwa viermal so schnell wie Wanderfalter, so Chapman. Die Messungen mit speziellen Radargeräten ergaben jedoch für die Ypsiloneule (Agrotis ipsilon) und den Fitislaubsänger (Phylloscopus trochilus) gleichermaßen Durchschnittswerte zwischen 30 und 65 Kilometer pro Stunde.

Die Biologen verfolgten die Wanderung der Eulenfalter vom Norden Großbritanniens in Richtung Mittelmeer und Afrika, sowie den Flug der Laubsänger von Schweden aus in den Süden. Während der Reise nutzten die Schmetterlinge günstige Rückenwinde für ihre Etappen, während die Vögel auch bei ungünstigen Windrichtungen versuchten, auf Kurs zu bleiben. Diese Ergebnisse zeigen, so die Forscher, dass Wanderfalter und Zugvögel sehr unterschiedliche Strategien entwickelt haben, um große Strecken in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen.

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Quelle: "Convergent Patterns of Long-distance Nocturnal Migration in Noctuid Moths and Passerine Birds", Thomas Alerstam et al.; Proceedings of the Royal Society B, Ausgabe vom 9. März 2011, http://rspb.royalsocietypublishing.org


 

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