Schlaganfall: Hirn-Bypass kein Vorteil für Patienten

Der erste Monat nach dem riskanten Eingriff ist kritisch und kann den Schutzeffekt der Operation aufheben
Chapel Hill (USA) - Es ist offenbar wenig ratsam, nach einem leichten Schlaganfall durch einen speziellen Bypass an den Schädel-Blutgefäßen die Durchblutung des Gehirns zu verbessern: Der riskante Eingriff schützt - über einen Zeitraum von zwei Jahren betrachtet - nicht effektiver vor weiteren Schlaganfällen als eine herkömmliche Therapie mit Medikamenten. Das haben amerikanische Mediziner an knapp 200 Schlaganfallpatienten beobachtet. Da sich abzeichnete, dass der Bypass effektiv keine Vorteile mit sich bringt, wurde die Studie frühzeitig abgebrochen, berichten die Forscher im Fachblatt "JAMA". Sie hatten festgestellt: Wer den ersten Monat nach der Operation ohne einen erneuten Schlaganfall übersteht, hat danach tatsächlich ein deutlich geringeres Risiko. Doch die Wahrscheinlichkeit, unmittelbar danach wieder einen solchen Vorfall zu erleiden, ist sehr hoch, weshalb sich der aufwendige Eingriff nicht lohnt.

"Diese Studie hat uns tatsächlich gezeigt, dass man wirklich das Risiko für einen weiteren Schlaganfall reduzieren kann, wenn man bei Risiko-Patienten den Blutfluss zur entsprechenden Hirnhälfte verbessert", erläutert William Powers von der University of North Carolina in Chapel Hill. "Der Trick besteht nun darin herauszubekommen, wie das mit einem Verfahren getan werden kann, das kein derart hohes Schlaganfallrisiko mit sich bringt, dass der Nutzen negiert wird." Moderne minimalinvasive Techniken könnten es etwa erlauben, sogenannte Stents in die entsprechenden Gefäße einzubringen. "So könnte es möglich sein, blockierte Blutgefäße mit viel, viel geringerem Schlaganfallrisiko als mit dem bei einer Bypass-Operation zu öffnen", hofft Powers.

Die Forscher hatten bei insgesamt 195 Schlaganfallpatienten verglichen, welche Vorgehensweise besser vor einem weiterem Schlaganfall schützt: Die gängige Therapie mit Blutgerinnung hemmenden Medikamenten und Ratschlägen zum Vermeiden von Risikofaktoren allein oder zusätzlich eine Bypass-Operation, bei der das blockierte Blutgefäß umgangen wird. 97 erhielten einen sogenannten extrakraniellen-intrakraniellen Bypass zusätzlich zur herkömmlichen Behandlung, 98 lediglich die Standardtherapie. Letztlich macht es keinen Unterschied, stellten die Mediziner fest. Zwar schützte die bessere Durchblutung durch den Bypass langfristig gesehen tatsächlich vor einem erneuten Schlaganfall, im ersten Monat nach dem nicht unbedenklichen Eingriff aber war das Risiko dafür enorm hoch. In dieser Zeit erlitten 14 der 97 Patienten einen weiteren Anfall, während dies bei nur 2 der 98 aus der Vergleichsgruppe der Fall war. Nach zwei Jahren hatten in beiden Gruppen 20 Patienten einen Folgeanfall gehabt. Zu klären bleibt nun, ob mit weniger riskanten Verfahren ein besserer Schutz erreicht werden kann.

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Quelle: "Extracranial-Intracranial Bypass Surgery for Stroke Prevention in Hemodynamic Cerebral Ischemia -The Carotid Occlusion Surgery Study Randomized Trial", William J. Powers et al.; JAMA, Vol. 306 (18), p. 1983


 

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