Schlafwandeln liegt in der Familie
„Insbesondere wenn beide Eltern in ihrer Kindheit Schlafwandler gewesen sind, können sie damit rechnen, dass auch ihre Kinder schlafwandeln, und sie sollten sich darauf einstellen“, erklären Jacques Montplaisir vom Hopital du Sacre-Coeur de Montreal und seine Kollegen. Die Forscher werteten Daten einer repräsentativen Stichprobe von 1.940 Kindern aus, die 1997 und 1998 in der kanadischen Provinz Quebec zur Welt gekommen waren. Mit Hilfe von Fragebögen gaben die Mütter Auskunft über Schlafstörungen von Kindern und Eltern.
Insgesamt litten im Alter zwischen 1,5 und 13 Jahren 56 Prozent der Kinder zeitweise unter Nachtangst (Pavor nocturnus). Dabei erwachen die Betroffenen mit panikartigem Schrei aus dem Tiefschlaf, sind mehrere Minuten lang nicht ansprechbar und desorientiert und können sich später an nichts mehr erinnern. Das ist nicht zu verwechseln mit Albträumen, nach denen die Orientierung viel schneller wiedererlangt wird und der Trauminhalt auch später noch erzählt werden kann. Nachtangst trat am häufigsten im Alter von 1,5 Jahren auf. Phasen von Schlafwandeln beobachteten die Eltern bei 29 Prozent der Kinder im Alter zwischen 2,5 und 13 Jahren – am häufigsten bei Zehnjährigen. Kleinkinder, die unter Nachtangst gelitten hatten, zeigten später – nach ihrem fünften Lebensjahr – ein erhöhtes Schlafwandel-Risiko. War ein Elternteil selbst Schlafwandler gewesen, verdreifachte sich beim Kind die Wahrscheinlichkeit für Schlafwandeln. Waren beide Eltern betroffen, stieg das Risiko für das Kind auf das Siebenfache und lag dann bei 61,5 Prozent.
„Unsere Ergebnisse sprechen für einen starken genetischen Einfluss auf das Schlafwandeln – in geringerem Maße auch auf die Nachtangst“, schreiben die Autoren. Dafür seien wahrscheinlich Veränderungen noch unbekannter Gene verantwortlich, die den Schlafzustand regulieren. Es gebe aber auch Umwelteinflüsse, die diese Schlafstörungen begünstigen. Dazu zählen Schlafmangel, unregelmäßige Schlafenszeiten und hohe Geräuschpegel während des Einschlafens. Besonders bei genetischer Vorbelastung sollten die Eltern nach Ansicht der Forscher darauf achten, diese Störfaktoren weitgehend auszuschalten, um das Risiko für ihr Kind nicht noch weiter zu erhöhen.
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