Saure Ozeane machen Clownfische taub
"Wir haben die Fische von heute in eine Umgebung von morgen gesetzt, und die Folgen sind möglicherweise verheerend", sagt Steve Simpson, Meeresbiologe an der University of Bristol. Knapp drei Wochen ließen die Forscher Baby-Clownfische in Wasserbecken mit verschiedenen Kohlendioxid-Konzentrationen heranwachsen. Danach beschallten sie die Tiere mit Geräuschen, aufgenommen in einem Korallenriff mit Krustentieren und Raubfischen. Bei einem CO2-Gehalt, der der heutigen Atmosphäre mit 390 Teilen pro Million (ppm) entspricht, reagierten die Clownfische sofort und flüchteten. Bei höheren Konzentrationen entsprechend 600 bis 900 ppm CO2 in der Atmosphäre verharrten die Fische jedoch an ihren ursprünglichen Positionen und wären eine leichte Beute für die Raubfische.
Saures Meerwasser könnten viele Fischarten beeinflussen
Bisher wussten Meeresbiologen nur, dass höhere CO2-Konzentrationen den Geruchssinn von Fischen stören können. Doch dieses Experiment zeigt, dass offenbar auch der Hörsinn, der im Inneren der Fische sitzt, beeinträchtigt wird. "Wir wissen nicht, ob sich die Fische in den nächsten Generationen an die Versäuerung der Ozeane anpassen können", sagt Simpson. Gelingt den Clownfischen diese Anpassung jedoch nicht, wäre der Fortbestand ihrer Art noch bedrohter als heute. "Da dieser Hörsinn nicht nur Clownfische auszeichnet, erwarte ich, dass auch andere Fischarten betroffen sein könnten", sagt Simpson.
Korallenriffe bieten neben Clownfischen auch Tausenden anderer Arten einen einzigartigen Lebensraum. Erst vor wenigen Tagen berichteten deutsche Forscher vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, dass diese große Biodiversität in den Riffen durch den Klimawandel und die Versäuerung der Ozeane stark bedroht sei. Ihre Beobachtungen in einem Riff vor der Küste Papua Neuguineas, das aufgrund vulkanischer Aktivitäten schon heute von saurerem Wasser umspült wird, zeigten eine signifikant geringere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten.